Rezension

Fesselnde Kindesentführung, kriminalistisch gut geschildert und einfach nur toll geschrieben! Top Krimidebüt!

Das falsche Kind - Petra Schulz, Dieter Bracht

Das falsche Kind
von Petra Schulz Dieter Bracht

Asterix ist nicht gleich Asterix

Die 5jährigen Blondschöpfe Bennie und Lukas spielen im Garten einer Villa im Mainzer Rosengartenviertel mit Verkleidung Asterix und Obelix. Da steht plötzlich Miraculix am Gartenzaun: Idefix ist in Gefahr, und nur Asterix kann ihn retten!
Leider entführen die Täter nicht den Sohn reicher Eltern, sondern Lukas, dessen Eltern finanziell von einer Million Euro Lösegeldforderung weit entfernt sind. Doch die Entführer bemerken bald ihren Irrtum.
Der Mainzer KHK Karl Bender ermittelt unter Hochdruck, denn die entführten Kinder sind in höchster Gefahr. Als noch Morde geschehen, wird die Sache erst richtig brisant.

Bei diesem Krimi handelt es sich um einen Regionalkrimi, der in Mainz und Umgebung spielt. Die Schauplätze finden im Rotlichtviertel, im Mainzer Dom oder beim "Mampf der Nationen" in Brückrachdorf statt und sie führen den Leser kreuz und quer durch die Gegend. Das wirkt sehr realistisch, ist anschaulich und unterhält ungemein.

Besonders gut gefallen mir die teilweise komisch angelegten Charaktere und die kleinen Jungen Bennie und Lukas. Man hat Spaß, ihnen beim Spielen zuzusehen und ihre Kommentare sind für ihr Alter einfach toll.

Karl Bender ist ein ernsthaft ermittelnder Kommissar, der seinen Hund Bommel liebt, gern kocht und einen Sperrmüll-Spleen hat. Dabei fallen ihm gelegentlich wahre Raritäten in die Hände und seine 50er Jahre Toaster-Sammlung beginnt mittlerweile gewaltige Ausmasse anzunehmen.
Sein Assistent Marc Kittel liebt Markenklamotten und träumt von wilden Verfolgungsjagden und einem Alleingang bei der Aufklärung des Falles. Dennoch verhält er sich für einen Kriminalkommisar äußerst laienhaft und man möchte ihn am liebsten aus dem Polizeidienst schmeissen.

Dabei findet die Ermittlung und Personenbefragung dank Bender und Britta mit einer kriminalistischen Präzision und Detailtreue statt, die realistischer Polizeiarbeit gleicht. Diese Authenzität ist sicherlich den hier eingebrachten Erfahrungen des Staatsanwaltes a.D. Dieter Bracht zu verdanken.
Bisher hat man von Entführungen nur von der seelischen Belastung der Betroffenen gehört, die hier auch deutlich erkennbar wird. Aber selten erfährt man etwas über die logistische Hintergrundarbeit zur Beschaffung von Lösegeldern und das wird hier eindringlich klar beschrieben. Wie diese Beschaffung und die Geldübergabe zu einer nervfressenden Angelegenheit wird, spürt der Leser hautnah mit. Das ist die besondere Gabe, die die  Autorin in ihren Krimi geschickt einbaut. Sie nimmt den Leser mit, in alle Bereiche dieser Entführung.

Die Handlung zeigt die Problematik einer falschen Entführung, bei der die Entführer mit dem falschen Opfer unter Druck geraten. In diesem Fall waren einige Beteiligte sehr kinderfreundlich und so endet die Sache nicht mit ernsthaften Folgen für die Entführten. Doch diese Situation macht man sich beim Lesen durchaus bewusst. Viele überraschende Wendungen sorgen ausserdem für fesselnde Momente.
 
Obwohl ich den Täter schon zu kennen glaubte, hat mir dieser Krimi sehr gut gefallen. Die Personen werden eingangs in einem Glossar aufgeführt, dadurch fällt die Zuordnung sehr leicht. Und in den Kapitelüberschriften kommen die vielen skurrilen Sprüche deutlich zum Zuge, die jeweils für gute Unterhaltung und Spaß sorgen. Dieser Krimi entfaltet Wohlfühlatmosphäre, trotz der kriminellen Handlungen.

Dieses Debüt ist äußerst gelungen und mit Situationskomik, spannender Handlung und schrägen Typen nicht nur fesselnd sondern auch witzig. Für mich eine absolute Entdeckung und große Leseempfehlung.