Rezension

Fesselnder Abschluss einer Trilogie

Die Bastardtochter - Petra Schier

Die Bastardtochter
von Petra Schier

Bewertet mit 5 Sternen

„... Die Ehe war rechtsgültig und vollzogen...Es war ja nicht so, dass er sie ständig schlug. Nur wenn er glaubte, einen Grund zu haben...“

 

Wir schreiben das Jahr 1148. Eine Reliquie aus dem Schatz der Templer kommt in fremde Hände und wird ihre drei Teile – Kette, Rahmen, Kreuz - geteilt.

Dann wechselt der Roman nach Koblenz anno 1362. Enneleyn, die Adoptivtochter von Johann von Manten, lernt Guntram von Eggern kennen. Als dieser kurze Zeit später um ihre Hand anhält, sagt sie zu.

Luzia, Gewürzhändlerin in Koblenz, besitzt einen Teil der Reliquie. Nach Jahren der Ruhe beginnt diese wieder zu summen. Zusammen mit Elisabeth von Manten versucht sie, eine Erklärung zu finden.

Anton Bongert, Luzias jüngerer Bruder, wird bei seiner Handelsfahrt in Italien in einer Gaststätte von Räubern bedroht. Er kann entkommen und flieht mit dem Pferd des Räuberhauptmanns. Das soll noch bittere Folgen haben. Wenige Zeit später macht sich Anton auf der Reise von Mailand nach Koblenz.

Die Autorin hat einen fesselnden und abwechslungsreichen historischen Roman geschrieben. Es ist der dritte Teil der Kreuztrilogie. Die Geschichte lässt sich zügig lesen und hat mich schnell in ihren Bann gezogen. Die Protagonisten waren für mich alte Bekannte. Doch auch wer die ersten Teile nicht kennt, trifft auf gut charakterisierte Personen. Von den neu auftretenden Protagonisten spielen neben Guntram vor allem Palmiro und Wulfhard eine entscheidende Rolle. Palmiro ist ein italienischer Straßenjungen, der heimlich Anton folgt. Er ist nicht nur ein cleveres Bürschchen, sondern hat auch eine besondere Gabe. Wulfhard ist ein Kaufmann, der auf der Suche nach dem Kreuz ist.

Im Mittelpunkt steht dieses Mal Enneleyn. Schon in der Hochzeitsnacht offenbart Guntram seinen wahren Charakter. Die Frau ist sein Eigentum und hat zu gehorchen. Enneleyn aber ist in anderen Verhältnissen aufgewachsen. Die Ehe von Johann und Elisabeth von Manten ist durch Achtung vor einander und durch gleichberechtigte Teilnahme der Frau an vielen Entscheidungen gekennzeichnet. Die Autorin arbeitet ausgezeichnet heraus, wie Enneleyn die Probleme vor der Außenwelt versteckt und vertuscht. In der Öffentlichkeit spielen sie ein liebevolles Ehepaar. Guntram gibt sich als großzügiger Gatte, der es seiner Frau an nichts fehlen lässt. Enneleyns Stolz hindert sie, der Maskerade ein Ende zu bereiten und sich Hilfe zu suchen.

Als Anton nach Koblenz kommt, bekommt er durch Zufall Enneleyns Schwierigkeiten mit. Sie aber verpflichtet ihn zum Schweigen.

Der Schreibstil des Buches ist dem Genre angemessen. Die Zeitverhältnisse werden gut wiedergegeben. Für die Örtlichkeiten verwendet die Autorin schöne Metapher. Ihre Protagonisten charakterisiert sie weniger durch Worte, mehr durch ihr Tun und Handeln. Sprachlich gelingt es ihr hervorragend, die Zuspitzung der Spannung im Hause Guntrams von Eggern wiederzugeben. Gleichzeitig wird deutlich, wie Enneleyns Selbstbewusstsein zerstört wird. Obiges Zitat spricht zur Sache. Doch das Buch hat auch seine humorvollen Stellen. Garant dafür ist Luzia, die mit ihrer Meinung nicht hinter den Berg hält. Das Buch zeichnet sich durch seine inhaltsreichen Gespräche aus. Hier denke ich insbesondere an die Dialogen von Enneleyn und Anton, aber auch an Ariettas geschickte Gesprächsführung, mit der sie dem schweigsamen Wulfhard mehr entlockt, als dem lieb ist.

Ein Personenverzeichnis, ein Rezept zu einem im Buch erwähnten Gericht und abschließende Worte der Autorin ergänzen die Geschichte.

Das Cover mit der nachdenklichen jungen Frau vor der Silhouette von Koblenz passt zum Roman.

Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Es hat mich nicht nur durch eine spannende und vielschichtige Handlung gut unterhalten, sondern mir auch einen Einblick in die historischen Gegebenheiten ermöglicht.