Rezension

fesselnder Krimi mit Tiefgang

Die im Dunkeln sieht man nicht - Andreas Götz

Die im Dunkeln sieht man nicht
von Andreas Götz

Bewertet mit 4 Sternen

Es ist das Jahr 1950 in München. Der Schwarzmarkt blüht und dubiose Geschöpfe der Unterwelt haben das Sagen in der Stadt. Karl Wieners, ein ehemaliger Schriftsteller, kehrt nach vielen Jahren  zurück in diese Stadt, die mal seine Heimat war.

Ihm wird von einem alten Bekannten eine Stelle als freier Journalist bei einer neu entstehenden Zeitschrift angeboten. Er soll eine Reportage schreiben über die Raubkunst, die 1945 unter ungeklärten Umständen aus dem Führerbunker verschwand. Gemeinsam mit seiner Nichte Magda macht er sich an die Recherche und kommt dabei nicht nur der Polizei, sondern auch unliebsamen Gesellen in die Quere…

Andreas Götz ist ein fesselnder Krimi gelungen, bei dem die Grenzen zwischen Fakten und Fiktion oftmals fließend sind und der neben der spannend geschriebenen Geschichte auch das gesellschaftliche Klima der damaligen Zeit bildgewaltig einfängt. Sie war einerseits geprägt durch Verdrängung und Schuld, auf der anderen Seite aber auch durch die Opfer des Krieges, die Verlierer und Verzweifelten, die Traumatisierten und Vertriebenen. Diesen Zeitgeist herauszuarbeiten, ist ihm ausgezeichnet gelungen. Er gewährt dem Leser einen oftmals tiefen Einblick in das Seelenleben der Protagonisten, wodurch dieser noch intensiver in die Geschichte eintauchen kann.

Durch das Wechseln der Perspektiven zwischen den verschiedenen Hauptpersonen gewinnt man als Leser einen Rundumblick, der die Auflösung des Falls jedoch in keinster Weise vorwegnimmt. Die Beziehungen, die die einzelnen Charaktere zueinander haben und wie diese sich im Verlauf der Handlung verändern, ist nachvollziehbar und packend.

Ich habe mit Karl, Magda und alle den anderen mitgefiebert und mitgerätselt bis zur letzten Seite. Daher freue ich mich sehr, dass es mit Karl Wieners weitergehen wird. Ich bin sehr gespannt auf die Fortsetzung.

Mein Fazit: Dieser Krimi ist sicher nichts für hartgesottene Thriller-Fans, aber klassische Krimi-Leser und auch solche, die sich normalerweise mehr für Zeitgeschichte-Romane interessieren, werden hier voll auf ihre Kosten kommen.