Rezension

fesselnder Krimi, Reiseführe, Gourmetführer

El Gustario de Mallorca und das tödliche Elixier - Brigitte Lamberts

El Gustario de Mallorca und das tödliche Elixier
von Brigitte Lamberts

Bewertet mit 5 Sternen

„...Gebratene Seezunge nur mit Salz und Pfeffer gewürzt, damit der mild würzige Eigengeschmack erhalten bleibt, etwas Zitronensaft und Kapern passen vorzüglich dazu...“

 

Sven Ruge ist Gastrokritiker. Er freut sich über seinen neuen Auftrag. Er soll einen kulinarischen Reiseverführer über Mallorca schreiben. Dafür hat er maximal drei Monate Zeit, allerdings erwartet der Auftraggeber die ersten Ergebnisse schon früher. Auf der Terrasse des Hotels Hospes Maricel hört Sven, wie sich zwei Spanier unterhalten. Jose Maria Jamirez und Jesus Gonzles sollen für einen Sammler eine alte Flache Patxaran suchen, die angeblich zur Zeit der Königin Blanka von Navarra auf Mallorca gestohlen und versteckt wurde. Dem Getränk wird Heilwirkung nachgesagt. Das Gespräch lässt Sven nicht los. Dabei weiß er noch nicht, das eine weitere Person auf der Suche nach dem Anis-Schlehen-Likör ist.

Die Autorin hat einen fesselnden Kriminalroman geschrieben. Allerdings wird diese Einschätzung dem Buch nicht gerecht, denn es wird nicht nur eine spannende Handlung erzählt. Zwei weitere Handlungsstränge durchziehen die Geschichte. Zum einen fühlte ich mich als Leser stellenweise wie in einem Reiseführer über Mallorca, zum anderen habe ich sehr viel über die mallorquinische Küche gelernt. Dabei sind beide Themenbereiche so geschickt mit der Handlung verflochten, dass sie zwar für kurze Ruhepunkte sorgen, dem hohen Spannungsbogen aber überhaupt keinen Abbruch tun.

Die Protagonisten werden gut charakterisiert. Ich möchte mich hier auf zwei beschränken. Bei Sven ist in jedem Lokal spürbar, dass er sein Handwerk beherrscht. Die Beschreibung der speisen und seiner Besonderheiten sind exzellent, wie auch obiges Zitat beweist. Bald ist Sven allerdings von der Suche nach dem Likör mehr gefesselt als von seinem Auftrag. Das zeigt sich aber nur daran, dass er dem Verleger auf schriftliche Berichte warten lässt. Die Besuche der Lokale finden weiter statt.

Im Kartäuserkloster in Valdemossa lernt Sven den Hausmeister Paco Ferrer kennen. Anfangs ist er von Svens Anliegen, ihm bei der Suche zu helfen, nicht begeistert. Das liegt auch daran, dass er seien Job nicht in Gefahr bringen möchte. Bald aber lässt er sich von Svens Eifer anstecken. Beide ahnen nicht, welche Gefahren wirklich auf sie warten.

Der Schriftstil des Buches ist ausgereift. Das zeigt schon die gekonnte Beschreibung der vielfältigen mallorquinischen Küche. Kurze Kapitel sorgen für schnell wechselnde Handlungsorte. Die besuchten Stätten, seien es Restaurants, Museen, Klöster oder alte Ruinen werden detailgenau beschrieben. Das gilt auch für die Fahrten über die Insel. Dadurch lerne ich als Leser Gegenden kennen, die ein Pauschaltourist häufig nicht frequentiert. Modere Bauten werden dem ursprünglich und historisch gewachsenen mallorquinischen Baustil gegenüber gestellt. Dabei lässt die Autorin gekonnt Informationen über die Historie einfließen. Blanka von Navarro, König Johann und seine Mätressen begegnen mir immer wieder. Die Jagd nach dem Likör geht auf völlig unterschiedliche Motive zurück. Sven möchte beweisen, dass er der Beste ist, die beiden Detektive hoffen aus das große Geld und der Dritte im Bunde soll den Likör besorgen, weil sein Auftraggeber auf dessen Heilwirkung hofft. Geschickt versteht es die Autorin, durch wenige Worte und Andeutungen die Spannung hochzuhalten. Schon die Erwähnung, wer wann wo wen beobachtet, sorgt dafür. Im Mittelpunkt stehen meist Sven und Paco. Gut ausformulierte Dialoge bringen die Handlung voran und ermöglichen Einblicke in die Gedankenwelt der Protagonisten.

Auch aktuelle Probleme werden in der Geschichte gestreift. So geht es mehrmals um die Frage, welche Folgen ungezügelter Tourismus für die Insel hat und was dagegen zu unternehmen wäre. Für und Wider werden gegeneinander abgewogen.

Ein ausführliches Personenregister, eine Karte von der Insel und ein Nachwort der Autorin, das Realität von Fiktion trennt vervollständigen das Buch. Nicht unerwähnt bleiben sollen die neun Rezepte im Anhang.

Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Es hat mich nicht nur fesselnd unterhalten, sondern mir eine Menge an Wissen vermittelt. Ich kenne Mallorca nicht, würde es aber nach der Lektüre in all seiner Vielfalt gern kennenlernen.