Rezension

Finnisches Traumgebilde.

Das Mädchen auf der Himmelsbrücke -

Das Mädchen auf der Himmelsbrücke
von Eeva-Liisa Manner

Bewertet mit 2 Sternen

Damit kann ich überhaupt nichts anfangen. Der Inhalt gehört eher in ein Tagebuch.

Das vorgestellte Büchlein muss man auf dem Hintergrund der Literaturgeschichte sehen. Eine finnische Schriftstellerin (1921 - 1995) versucht sich früh an der Moderne. Diese Moderne ist vielleicht am besten mit der Entwicklung in der Malerei zu vergleichen, die sich zuerst vom Gegenständlichen löste, im Impressionismus dahintüpfelte und sich dann der völligen Abstraktion öffnet. Freilich geht die Autorin in dem Büchlein sogar noch weiter, meiner werten oder unwerten Meinung nach geht sie zu einer „neuen Kunstrichtung über“, die ich mal Dissolutionismus nennen möchte, das sich Auflösende. 

Man kann das Büchlein auch als eine Allegorie lesen. Die Kindheit vergeht, „Jahre sind vergangen, Kirschen haben geblüht, die Jugend ist vorbei“, so singt die neunjährige Leena, verkleidet als Die Kindheit, die gerne durch den Regen wandert und Regen und Musik gleichsetzt. Musik, insbesondere die von Johann Sebastian Bach, sei wie Wasser, meint sie. Die Kindheit ist eine Stadt, die nicht mehr existent und somit tot ist. Die Kindheit löst sich auf. Leena löst sich auf, vom ersten Moment an als wir ihr begegnen, von Todessehnsucht beseelt, das ist die Grundaussage des Buches. Diese Todesaffinität, das Gedankengut, das Tod und Leben quasi gleichbedeutend sei und an philosophischen Grundfragen des Lebens vorbeistreift, ohne sie zu durchdringen, wie auch, denn auf die große Sinnfrage gibt es nur individuelle Antworten, missfällt mir. Gründlichst. 

 Der biographische Hintergrund der Autorin, der Verlust der Heimat, - Besetzung der Heimatstadt durch die Sowjetunion, Exil in Helsinki und im Ausland, wirft noch einmal ein anderes Schlaglicht auf den Roman und erklärt seine melancholische , sehnsuchtsvolle Grundstimmung und hilft besser, den Roman einzuordnen. Verlust und Verlustängste. Doch sollte sich ein Roman eigentlich selbst erklären. 

Fazit: Literaturhistorisch durchaus interesssant, weil Literatur aus Finnland nicht so bekannt ist, und ja auch (zum Glück) kurz, - funktioniert „Das Mädchen auf der Himmelsbrücke“ als reine Erzählung überhaupt nicht; man muss sich schon tief nach möglichen Interpretationen bücken, Hintergründe recherchieren, um die Geschichte wenigstens als literarisches Experiment würdigen zu können. Ich konnte dieser Erzählung, die keine ist, dennoch kaum etwas abgewinnen. 

Kategorie: Sagen. Mythen. Allegorie.
Verlag: Guggolz, 2022