Rezension

Folgen der Trennung eines Kindes von seiner Mutter

Immer wenn ich meine Augen schließe -

Immer wenn ich meine Augen schließe
von Zoltan Böszörményi

Bewertet mit 5 Sternen

Ein wirklich lesenswertes Buch, dessen nur 116 Seiten es in sich haben.

 

Dass sich osteuropäische Gastarbeiter in Westeuropa monatelang verdingen, um den Lebensunterhalt für ihre in der armen Heimat gebliebene Familie zu verdienen, ist ein bekanntes Phänomen. Doch kaum jemals wird an die Zurückgebliebenen gedacht, insbesondere die Kinder. Dies nun ist das Thema, das der Autor sehr berührend in den Fokus rückt. Die elfjährige Erzählerin befindet sich wegen schwerer Magersucht in einem Krankenhaus. Sie verweigert die Nahrungsaufnahme, weil sie sich vor Sehnsucht nach der geliebten Mutter verzehrt, die Gastarbeiterin im Ausland ist. Das Mädchen erinnert sich an ihr Leben, das letztlich in ihre Erkrankung mündete – außereheliches Kind einer jungen Mutter, die sie immer wieder verlässt und in der Obhut der stets nörgelnden Großmutter oder einer Freundin zurücklässt.

 

Aus Sicht des kleinen Mädchens geschrieben, liest sich die Geschichte recht einfach. Umso eindringlicher ist das Quäntchen Kritik, das der Autor an den Verhältnissen des rumänischen Staates übt, der es zulässt, dass seine Bürger unter Zurücklassen ihrer Kinder abwandern und die emotionale Bindung zu ihnen verlieren.