Rezension

Fragliche Moral und zu abgehoben

Glits - Robert Wolfe

Glits
von Robert Wolfe

Dieses Buch war eine Zufallsentdeckung und irgendwie machte der Klappentext mich neugierig.
Allerdings war ziemlich schnell klar, dass “Glits” nicht mein Buch sein würde. Der erste Grund dafür ist sprachlicher Natur. Dazu aber später.
Grund Nummer 2 sind die Charaktere. An sich mag ich Charaktere wie Jay: ruhig, schüchtern und anderen Menschen gegenüber nicht sonderlich offen. Aber Jay hat auch Angewohnheiten, mit denen ich gar nicht klarkam bzw die ich in diesen Momenten nicht logisch fand. Vor allem aber gingen seine Gedanken für mein Empfinden sehr oft unerklärliche Weg. Ich habe häufig gar nicht verstanden, wie er gerade auf diesen Gedanken kommt.
In dieser Hinsicht kam mir Rachels Wesen eher entgegen. Bei ihr wusste ich wenigstens immer, woran ich war! Dafür ist Rachels großes Manko ihre ewig schlechte Laune und dass sie stets auf Krawall gebürstet ist. Keine Charakterzüge, mit denen ich warm werde. Jedenfalls nicht, wenn sie sich durch die komplette Geschichte ziehen. Das zieht runter und hat mir selber ebenfalls schlechte Laune beschert.
Ich schätze aber mal, dass die beiden Charaktere ganz bewusst so angelegt sind (was es für mich aber weder besser noch leichter machte), denn nur mit solchen Persönlichkeiten kann eine Geschichte wie “Glits” funktionieren. Denn der Glits, dieses wundersame Wesen, nimmt Einfluss auf Menschen und ihre wie auch immer gearteten seelischen Querelen.
Auf solch ein Wesen sind selbstverständlich auch die Presse, Wissenschaftler und Geheimdienste scharf. In erster Linie um ihn auszuschalten. Denn niemand von ihnen kann mit ihm kommunizieren, ihn verstehen. Das können nur Jay, Rachel und eine Handvoll anderer Kids. Und was einem Verein wie dem Geheimdienst nicht geheuer ist, das ist per se erstmal gefährlich und muss weg.
So beginnt für Jay und Rachel eine gefährliche Flucht mit dem Glits. Das könnte an sich eine spannende Angelegenheit sein. Allerdings haben mir einige Dinge solche Probleme bereitet, dass Spannung bei mir keine Chance hatte.
Das fing schon beim Glits selber an, der als zwergenhaft klein beschrieben wird, mit einem durchsichtigen Körper wie flüssiges Glas, das in ständiger Bewegung ist. Bitte, wie soll man sich das vorstellen? Vor allem den fließenden Körper? Mir ist das unglaublich schwer gefallen und schließlich sah der Glits in meiner Vorstellung aus wie ein farbverirrter, durchsichtiger Slimer (Ghostbusters). Und ich gehe mal schwer davon aus, dass das so nicht gedacht war. Aber ich brauche an einer wie auch immer gearteten Figur etwas, mit dem ich mir eine Vorstellung machen kann. Mit der Beschreibung vom Glits konnte ich das nicht, so kam es zu Slimer [:?]
Der zweite wensentliche Grund waren die ganzen  geradezu surrealen Szenen, beispielsweise in einem Gang, der wie ein Gang aussieht, aber doch kein Gang im eigentlichen Sinne ist, oder auch ein Raum, der aufgrund gewisser Vorgänge darin seine Farbe wechselt. Ich habe das gelesen und auch verstanden, was ich da lese, aber es ergab schlichtweg keinen Sinn für mich. Dafür war es zu abgedreht und ich habe lange nicht mal ansatzweise geahnt, welche Botschaft sich  hinter dieser abgedrehten Erzählung verbirgt.
Die habe ich erst sehr spät erkannt, wobei ich jetzt mal einfach davon ausgehe, dass ich sie richtig erkannt habe. Dafür spricht Jays Wandlung im Laufe der Geschichte. Auf Rachel trifft meine “Vermutung” wiederum kaum bis gar nicht zu, was meine Vermutung schon wider Lügen straft. Genau deshlab erwähne ich sie hier lieber nicht. Nicht dass ich  falsche Erwartung an das Buch in die Welt setze.
Sollte ich richtig liegen, finde ich aber wenigstens, dass es eine schöne Botschaft für ein Jugendbuch ist. Immerhin ist die Pubertät eine schwierige Zeit, das wird kaum jemand bestreiten. Und besser als gute Ratschläge von Eltern sind sicher Tipps, die sich in einer Geschichte verbergen und denen somit -wie hier, das muss ich zugeben- zum Glück der mahnende und pädagogische Zeigefinger fehlt. Das regt wohl eher zum Nachdenken an.

Für mich las sich “Glits” ganz schön mühselig, und mehr als fünf Kapitel je Abend habe ich das nicht ausgehalten. Seltsame kurze Sätze, die an sich gar keine richtigen Sätze sind. Eigenartige Formulierungen. Aussprüche, deren Sinn sich mir erst nach wiederholtem Lesen erschlossen, wenn überhaupt. Es war ein sehr holpriger Lesefluss. Ob das an der Übersetzung liegt, kann ich nicht sagen. Aber an sich kann ich es mir nicht vorstellen.

Der orangefarbene Look ist sehr auffällig, und ich kann mir dehalb gut vorstellen, dass man beim Stöbern im Buchladen deshalb schnell mal nach diesem Buch greift. Die Optik gibt ja auch so gar nichts über den Inhalt her. Der Name des Autors ist so gedruckt, dass man den Eindruck hat, die Buchstaben wären in Bewegung und würden verschwimmen. Vermutlich muss man es sich so vorstellen, wenn man den Glits anschaut. Mir würde dabei im Nu übel werden.

Fazit: Wenn meine Vermutung über die Botschaft dieser Geschichte stimmt, dann finde ich sie für ein Jugendbuch wirklich gut gewählt. Ganz ohne Frage! Mir war das Geschehen trotzdem oft zu surreal, zu abgedreht und somit kaum wirklich greifbar. Mit Rachel bin ich gar nicht warm geworden, mit Jay höchstens so lau. Und vom Glits selber konnte ich mir den Beschreibungen nach einfach kein auch nur ansatzweise klares Bild machen, sodass ich die ganze Zeit mit einem völlig falschen “herumgelaufen” bin. Deshalb war “Glits” nicht mein Fall.