Rezension

Freiburg-Krimi mit eigener Herangehensweise

Lorettoberg - Volkmar Braunbehrens

Lorettoberg
von Volkmar Braunbehrens

Bewertet mit 5 Sternen

Inhalt:
Karl Legrand gibt zur Einweihung seiner Villa am Freiburger Lorettoberg ein schillerndes Fest mit 200 Gästen. Er ist aus der Modeindustrie ausgestiegen und freut sich auf einen ruhigeren Lebensabend. Dieser dauert allerdings nicht sehr lange, denn am nächsten Morgen wird er tot aufgefunden, offenbar von seinem Nachbarn erschossen. Kommissar Grabowski fallen einige Ungereimtheiten auf und so führen ihn die Spuren immer tiefer in das beinahe undurchdringbare Geflecht, das den Modezaren und seinen Nachbarn umgibt.

Setting und Stil:
Freiburg und Hamburg sind die Hauptermittlungsorte und werden vom Autor sehr ausführlich beschrieben. Insbesondere Freiburg wird mit viel Leben gefüllt und detailgetreu dem Leser geschildert.
Auch die eher selbstbezogene Szene, die das Opfer umgibt, die Polizei und ihre beharrlichen Ermittlungsmethoden und schließlich die Täter werden perfekt benutzt, um ein gelungenes Gesamtbild zu erzeugen.
Das Buch liest sich ohne Schwierigkeiten, die sehr genauen Beschreibungen und das nebenbei vermittelte unbegrenzt wirkende Hintergrundwissen des Autors machen einen großen Reiz des Lesens aus, können aber auch für den ein oder anderen etwas anstrengend sein. Ansonsten verfliegen die über 400 Seiten und man verbringt gerne Zeit mit Kommissar Grabowski und seinen Kollegen.

Charaktere:
In Freiburg und im Badischen ticken die Uhren schon etwas anders, als in den hektischen Großstädten. Dies verkörpert auch Kommissar Grabowski, dessen Devise "Langsam geht schneller" Programm zu sein scheint. Aber gerade dies erweist sich als äußerst erfrischend und wie es sich erweist, kommt man auch so tatsächlich zum Ziel. Es bleibt viel Zeit, um Essen zu gehen, ausführliche Gespräche zu führen und sich neue Hinweise erst einmal gründlich durch den Kopf gehen zu lassen. Ein entschleunigter Ermittler, der trotzdem liebenswert dem Leser ans Herz wächst.
Genau das Gegenteil davon sind die effizienten Hamburger, die ihre Ermittlungen natürlich mit einem ganz anderen Anspruch angehen und trotzdem schließlich Grabowski den Erfolg überlassen müssen.
Weitere Charaktere, die sehr gut das Lokalkolorit ergänzen, haben genug Freiraum und können sich entwickeln.
Eine Mischung, die den Krimi mit viel Leben erfüllt.

Geschichte:
Zwei Tote und ein anscheinend klarer Tatablauf verwandeln sich schnell in ein undurchsichtiges Wirrwarr aus Möglichkeiten, auch wenn das Verbindungsknüpfen lange nicht so einfach ist, wie die Polizei es gerne hätte.
Viele Spuren, einige Sackgassen, fehlende gerichtsverwertbare Beweise und ein paar zu knackende Rätsel beschäftigen Ermittler und Leser gleichermaßen.
Die Modeszene als Ausgangspunkt ist sehr gut gewählt, den Einblick in deren Welt, die Kunstsammlerszene und so vieles mehr ist gelungen, informativ und fesselnd.

Fazit:
Volkmar Braunbehrens ist es gelungen, seinen ersten Krimi mit viel Lokalkolorit zu füllen und gleichzeitig den Rest der Welt nicht zu vernachlässigen. Ein unterhaltsamer Freiburg-Krimi, der beschaulich über die Grenzen der Stadt hinauswirkt. Mir hat er sehr gut gefallen, ich freue mich schon auf die Fortsetzung und weitere Fälle für Kommissar Grabowski. Ein Krimi für Leser, die gerne mehr Hintergrundinformationen als durchschnittlich vermittelt bekommen und einen Blick hinter die Kulissen der Modeindustrie und der Schickimicki-Welt werfen.