Rezension

Fremdling?

Fremdling - Sibylle Knauss

Fremdling
von Sibylle Knauss

Bewertet mit 3 Sternen

Wäre ich bei dem Roman allein von dem Cover ausgegangen, wäre ich nie im Leben darauf gekommen, mit welchem Thema sich der Roman wirklich befasst und auch der Text auf dem Buchrücken ist wenig aussagekräftig. Jedoch gerade dieses kontroverse Thema, was der Roman behandelt, lässt ihn aus der Masse herausstechen und macht ihn so anders, denn besonders der erste Abschnitt des Romans beschreibt von moralischen Gesichtspunkten her ein sehr heikles Thema und das auch noch sehr komplex.

Die Vorstellung einen Menschen zu klonen, ist für mich schon in einem sehr großen Maß unvorstellbar, allein moralisch betrachtet. In diesem Roman jedoch geschieht etwas noch viel unvorstellbareres, denn die Antrophologin Maria stellt sich und ihren Körper zu Verfügung um darin den Klon eines Neandertalers aufwachsen zu lassen und ihn sogar auszutragen. Ein in meinen Augen sehr komplexes und heikles Thema, bei dem ich die Ansichten der Wissenschaftler auch nicht wirklich verstehen kann, besonders derjenigen nicht, die zwar den Klon zeugen, ihn aber als Todgeburt danach observieren wollten, um an ihm direkt die Abweichungen zum Menschen erforschen zu können.

Gerade die Andersartigkeit dieses Wesens, dem geklonten Neandertaler, schon im Babyalter und auch darüber hinaus, ist einfach sehr gut geschildert. Angefangen von seinem Äußeren, über sein Verhalten hin bis zu seinem spezifischen Geruch, den er abweichend von unserem, verströmt. Dadurch merkt sein Umfeld sofort, dass etwas nicht stimmt, wenn auch sehr gut dargestellt ist, dass dieses nicht direkt zuordnen kann, was genau nicht stimmt und man diese Verunsicherung förmlich spüren kann. Ebenso wie das Unverständnis was ihm entgegengebracht wird, da er durch seine Veranlagungen nicht so sprechen kann, wie wir es tun, jedoch an die Wahrheit keiner glauben will und kann.

Mich persönlich hat jedoch gestört, dass die Autorin seine Verbindung zur Vergangenheit und der untergegangenen Welt der Eiszeit extrem stark personifiziert hat, als würde er real noch mit dieser kommunizieren. Dadurch wurde dieser Aspekt mir zu sehr mystifiziert und das ganze wirkte zudem, als sei der Klon psychisch nicht wirklich gesund, sondern leide an starken Einbildungen. Außerdem wurde mir dafür, dass es in meinen Augen etwas zu abgehoben und irreal war, ein zu großer Aspekt des Romans verwendet.

Zunächst auch sehr gewöhnungsbedürftig war für mich die wörtliche Rede, da diese ohne etwaige Abgrenzungen direkt im Text vorzufinden war, so dass sie mit der Erzählung geradezu zusammen floss und man sie teilweise schwer unterscheiden konnte. Ich kann mir auch sehr gut vorstellen, dass dieses Vorgehen einige Leser davon abhalten könnte den Roman vollständig durchzulesen.

Insgesamt ein interessantes und spannendes Thema, vor allen Dingen aus moralischer Sicht, dass mir durch einige Darstellungen jedoch zu sehr mystifiziert wurde, so dass es in meinen Augen zu abgehoben war.