Rezension

Friede währt nicht ewiglich

Die Rache der Zwerge - Markus Heitz

Die Rache der Zwerge
von Markus Heitz

Bewertet mit 4.5 Sternen

Ich habe auch dieses Buch nun zum zweiten Mal gelesen und es hat ebenfalls beim zweiten Mal nichts von seiner Spannung und seinem Lesespaß eingebüßt. Ähnlich wie im zweiten Buch kommt die Geschichte wieder recht komplex daher. Putzig fand ich, dass ich in meiner Erinnerung Boïndil immer schon mit dem Krähenschnabel in Verbindung brachte, dabei führt er ihn erst ab diesem Band.
Tungdil und seine Gefährten haben das Geborgene Land von dem Bösen befreit. War es in Band eins Nôd’onn, der besiegt werden musste, so behauptete sich die Truppe im zweiten Band gegen die Avatar und schlossen ein Bündnis mit den Dritten. Da der Stein der Prüfung alles Böse im Geborgenen Land vernichtete, herrschten fünf Jahre Friede. Doch erneut brodelt es: Merkwürdige Dinge geschehen, Wesen, die Maschinen gleichen tauchen auf und rauben die Duplikate des mächtigen Diamanten, Zwerge kommen zu Tode und die Dritten werden beschuldigt und irgendwie benehmen sich die Elben seltsam. Die alten Gefährten müssen wieder zusammen finden, um das Geborgene Land erneut zu retten, doch sind sie alle nicht mehr dieselben: Tungdil ist auf einmal ein Trunkenbold, Boïndil wird nicht mehr gepeinigt von seinem Kampfrausch und Rodario hat sein weibliches Gegenstück gefunden. Werden sie es schaffen das Land vor dem noch unbekannten Freind zu retten?
Zugegeben, das klingt schon irgendwie nach aufgewärmter Fantasy-Kost. Das Geborgene Land ist wieder in Gefahr und wieder müssen Tungdil und Co. helfen. Doch dies wirkt nur auf den ersten Blick so. Außerdem gefällt mir dieses Schema gepaart mit Heitz’ Schreibstil so gut, dass ich es – ähnlich einem Lieblingsgericht – auch aufgewärmt genießen würde, aber aufgewärmt ist es nuneinmal nicht. Es gibt viele Neuerungen. Auch wenn manche davon eher nebensächlich behandelt werden, wie z.B. das Verhalten der Elben, und manche auch recht spät kommen, wie die Völker aus dem Jenseitigen Land den Untegründischen und Ubariu, sind dies doch entscheidende neue Zutaten, die das Buch interessant machen. Auch der aktuell sichtbare Feind, die Maschinen, gilt es nicht nur zu besiegen, sondern auch deren Ursprung zu ergründen, und gerade dabei erlebt der Leser eine Überraschung. Heitz baut demnach seine Geschichte gut auf: Erst werden nur die Probleme innerhalb des Geborgenen Landes ergründet, später wird der Horizont erweitert und eine größere Bedrohung tut sich auf. So ist die Spannung im letzten Drittel des Buches konstant hoch und hat mehrere Höhepunkte, die in einem Ausgang des Buches enden, der nicht unbedingt jedem gefällt. Aber zum Glück gibt es ja bereits den vierten Zwerge- und dritten Albae-Band, den man sofort im Anschluss lesen kann und dann ist das Ende schon gar nicht mehr so schlimm (für den Leser).
Dadurch, dass die Charaktere, die den Großteil des Charmes des ersten Bandes ausgemacht haben, auch hier wieder mit von der Partie sind, macht das Lesen mindestens genau so großen Spaß. Jedoch schafft Heitz es, dass die Charaktere sich weiter entwickeln: Tungdil ist durch die Schicksalsschläge in seinem Leben ein anderer geworden. Boïndil hat zwar seinen Kampfrausch eingebüßt, doch keineswegs seinen Humor. Schön ist der Running-Gag mit dem Witz über den Ork, der den Zwerg nach dem Weg fragt.
Der Rest wird aus unterhaltsamem und hintergrundbringendem Beiwerk gebildet und dabei gilt wie auch bei den Vorgängern: Markus Heitz schafft es durch verschiedene Nebenschauplätze, die kurz und knapp aus anderen Perspektiven geschildert werden, die Geschichte plastisch werden zu lassen. Zudem hat Heitz einen klaren, sehr angenehmen Schreibstil, bei dem in diesem Buch auch der Humor nicht zu kurz kommt. Bei den verschiedenen Perspektiven gibt es keine Möglichkeit durcheinander zu kommen, da vor jedem Abschnitt genaue Orts- und Zeitangabe erfolgen. Da die Geschichte chronologisch erzählt wird, ist es nicht tragisch, dass die Zeitangabe dabei stets sehr vage ist und sich lediglich an den Jahreszeiten orientiert. Als Hilfestellung gibt es vorn im Buch eine Karte vom geborgenen Land und Dramatis personae zum Nachschlagen.
Besonders schön ist auch hier wieder, dass es sich hierbei zwar um einen Teil einer Reihe handelt, die Geschichte hier aber so in sich abgeschlossen ist, dass man das Buch auch getrost für sich selbst lesen kann. Damit meine ich nicht, dass man mit diesem Buch in die Reihe starten sollte, im Gegenteil, der Inhalt von Die Zwerge und Der Krieg der Zwerge sollte schon bekannt sein, aber es ist durchaus möglich sich Zeit zwischen der Lektüre von Band 2 und 3 sowie zwischen der Lektüre von Band 3 und 4 zu lassen, da sie wie gesagt in sich geschlossen sind. Dieses Buch hat ein Ende, dass man als Cliffhanger verstehen kann, aber nicht muss. So hat man die Freude, dass man immer wieder zu dieser Reihe zurückkehren kann, ohne sich von der Geschichte dazu genötigt zu fühlen.

Fazit: Die Rache der Zwerge ist eine weitere gelungene Fortsetzung von Die Zwerge. Die Geschichte wird hier sinnvoll fortgesetzt, indem aus den eigenen Reihen ein neuer Feind geschaffen wurde, der sich mit dem verbliebenen Bösen zusammen tat um das Geborgene Land zu Fall zu bringen, dass auch noch neue Feinde von Außen kamen, um den mächtigen magischen Stein zu stehlen, macht die Geschichte komplex und spannend. Auch wenn das Ende es sicher nicht allen Leser Recht machen kann, ist dieses Buch ein Muss für alle Liebhaber der erste beiden Bücher.