Rezension

Für mich ist das wie Monika Lewinski auf jüdisch

Das Verhältnis - Gabrielle Zevin

Das Verhältnis
von Gabrielle Zevin

Lesezeichenfee’s Meinung zum Buch und Inhalt: 
Avivas Affäre mit einem Politiker kommt bei einem Unfall ans Licht. Daraufhin bleibt ihr nur eins: Die Flucht in eine kleine Stadt in Maine. 

Ich kenne den Diana Verlag unter anderem von: Liebe in Reihe 27 von Eithne Shortall. Und dieses Buch ist einfach toll. Irgendwie habe ich mir also eine etwas andere Geschichte vorgestellt. Zumal ich diesen Verlag mit tollen wunderbaren sommerleichten (und wirklich tollen) Liebesromanen in Verbindung setze. Nun hatte ich „Monika Lewinski“ auf jüdisch. Florida-Maine. Und das gefiel mir leider gar nicht. Ich bin so richtig enttäuscht. 

Für mich war das Buch einfach zu ernst. Aber ich konnte nicht mitleiden, weil mir die Charaktere im Buch nicht wirklich sympathisch waren. Das Ganze wird aus mehreren weiblichen Perspektiven beleuchtet. Fünf Mal die Sicht, wobei Aviva und Jane Young, ein und dieselbe sind. Aviva vor und während, Jane Young danach (nach der Affäre). Aus der Sicht ihrer Mutter, als Jane Young, ihrer Tochter Ruby, der Ehefrau Embeth (die ich überhaupt nicht leiden kann) und dazu noch mal Aviva wie sie selbst die Affäre sah. 5 (!!) mal dieselbe Geschichte nur aus einem anderen Blickwinkel. Das hat mich auch gelangweilt. 

Es ist ein sehr modernes Werk, weil man auch in diesem Buch feststellt, dass Google nichts vergisst. Typisch für das Buch war natürlich auch, dass der Kongressabgeordnete Levin unbeschadet aus dem Verhältnis herausgeht und sie als Frau die Buh-Mann-Karte hat. Sie muss den Staat verlassen, sie muss einen anderen Namen annehmen und versucht es als Hochzeitsplanerin mit einem ganz neuen Leben. 

Es gibt zwar nicht so ganz wirklich eine Schuldverteilung, wenn man mal davon absieht, dass der Politiker einfach „so“ aus der Affäre herausgeht und Aviva ihr Leben lang „leiden“ muss. 

Mir gefällt das Buch auch deshalb nicht wirklich, weil ich es mehr sachlich geschrieben fand. Es ist auch nicht eine locker leichte Geschichte, sondern eher eine Geschichte, die zeigt, wie es Frauen geht, denen so was „widerfahren“ ist, in ihrem „jugendlichen Leichtsinn“. Weil Frauen sind ja immer die Dummen. Natürlich wird auch die „Doppelmoral“ der Medien und vor allem der Politik aufgezeigt. Das Buch sehr aktuell in Zeiten der metoo Diskussion und hofft dadurch ein Bestseller zu werden. Aber ich hätte mir einen kritischeren Umgang mit der Geschichte erwartet. So driftet sie ab. 

Das Cover gefällt mir sehr gut, die ganze Aufmachung vom Buch ist wirklich toll und hätte eine 1 verdient. 

Für mich ist das Buch der Flop des Jahres, für meinen Geschmack. Irgendwie denke ich, es ist noch mal so etwas wie eine Aufarbeitung von Monika Lewinski nur frei nach der Schriftstellerin. Zumindest mag Monika Lewinski als Grundlage für den Roman dienen. Ihre Geschichte als Idee für das Buch. Wobei Aviva und Monika ja nie eine Affäre mit „ihrem“ politischen Chef hätten beginnen müssen. Sie hätten auch „Nein“ sagen können, zumindest sehe ich das so. Vielleicht wollten sie weiterkommen oder so, aber sie mussten es nicht. "metoo" und dieses Buch ist für mich einfach nicht wirklich dasselbe. 

Außerdem hätte Aviva auf ihre Mutter Rachel hören können. Sie hätte einen Schlussstrich ziehen können und dann wäre es nicht zu diesem Unfall gekommen und alles wäre in einer „verschlossenen“ Schublade gelandet. 

Mir hat weder die Geschichte, noch der Schreibstil wirklich gefallen. Ab Seite 81 hab ich mich nur noch durch das Buch gequält. 

Lesezeichenfees Fazit:
Es ist einfach nicht mein Beuteschema. Meine Erwartungshaltung war ganz anders und ich hab ein Gericht serviert bekommen, das mir so gar nicht schmeckt. Vor allem 5 Mal dieselbe Geschichte nur aus einem anderen Blickwinkel. Wer Bücher mag: Monika Lewinski auf jüdisch mit schriftstellerischen Freiheiten und den realen Konsequenzen, der ist hier völlig richtig. Allerdings hat das irgendwie weniger mit "metoo" zu tun, finde ich.