Rezension

Für Vorleser:innen

Die Crew: Die Rückkehr zum 9. Planeten -

Die Crew: Die Rückkehr zum 9. Planeten
von Andreas Ulich

Ich bin ein großer Fan von Spielbüchern, in denen man selbst Entscheidungen treffen kann. Mittlerweile gibt es eine relativ große Auswahl mit verschiedenen Settings, aber dies war tatsächlich eines der ersten, dass explizit für zwei Personen konzipiert ist. Da mein Mann und ich gern mit Freunden das Kartenspiel „Die Crew“ spielen, konnte ich es kaum erwarten mit ihm dieses Buch durchzuspielen. Leider konnte es uns nicht ganz überzeugen.

Aber zuerst zum positiven: Es handelt sich eigentlich um zwei Bücher, damit man problemlos zu zweit lesen (bzw. vorlesen kann). Die Cover sind schön gestaltet und ergeben ein großes Bild, wenn man sie nebeneinander stellt. Die Regeln sind schnell gelesen, hier ist alles wirklich sehr einfach gehalten. Für das Solospiel gibt es natürlich auch eine Erklärung. 

Die beiden eher dünnen Bücher sind jeweils aus der Perspektive von der weiblichen Cim und dem männlichen Prosper geschrieben. Für uns als Pärchen super, für eine andere Konstellation wird es vielleicht ein wenig weird. Ohne zu spoilern, aber so ganz kann ich mir eine Teenager-Mutter-Kombination beim Lesen jetzt nicht vorstellen.

Was mich bei anderen Spielbüchern manchmal stört ist, dass die einzelnen Absätze sehr kurz sind. So muss man sehr viel blättern, was nach einiger Zeit nervt. Das ist bei „Die Crew“ anders gelöst, hier sind die zu lesenden Abschnitte eher lang. So baut sich eine richtige Story auf und man lernt die einzelnen Charaktere besser kennen. Diese sind allerdings eher ein wenig flach, aber das ist vermutlich auch gar nicht der Anspruch des Buches.

Auch eine physikalisch richtige Darstellung der Astrodynamik darf hier nicht erwartet werden. Aus dramaturgischen Gründen werden Slingshots hier auch mal spontan verändert. Fachvokabular ist zwar vorhanden, theoretische Erklärungen finden sich aber glücklicherweise nicht. 

Wie in allen Spielbüchern kann man auch hier scheitern und das wird sicherlich auch ein paar Mal passieren. Hier kommt man aber ganz schnell zurück zur letzten Entscheidung und muss nicht von vorn anfangen. An zwei Stellen wurden wir allerdings fehlgeleitet und die Verweise waren definitiv falsch. Das ist – gerade bei so vergleichsweise dünnen – Büchern wirklich ärgerlich. 

Die eher seichte Story eignet sich gut für Young Adult Leser:innen, im Spiel zu zweit muss aber recht viel vorgelesen werden. Das ist für einige vermutlich nicht so einfach zu bewältigen, schließlich soll es dem Zuhörer oder der Zuhörerin auch gefallen. Die in grau gedruckten Texte sind dabei nicht ganz gleich so, dass das Mitlesen leider nicht funktioniert. Das hatte ich mir laut der Beschreibung zwar anders vorgestellt, uns hat es aber nicht gestört. 

 

Insgesamt ein sehr schöner Ansatz, das Spielbuch für zwei Personen erlebbar zu machen. Die Entscheidungen trifft allerdings nur eine Person, Interaktion gibt es nicht. Das gegenseitige Vorlesen ist manchmal recht lang und könnte auch anders gelöst werden. Ich hätte mich zum Beispiel über verschiedene Informationen in den Büchern gefreut, die dann einen Austausch nötig gemacht hätten. Da man allerdings auch mit nur einem Buch die Geschichte solo durchspielen kann, doppelt sich quasi alles. Dieser Kompromiss tut dem ganzen nicht gut, wer allein spielen möchte kann lieber zu einem anderen Buch greifen. Und wer zu zweit ist, findet hier eben auch nicht das optimale Spielerlebnis.