Rezension

Ganz in Ordnung

Kings of Cool - Don Winslow

Kings of Cool
von Don Winslow

Bewertet mit 3 Sternen

Don Winslows Roman „Kings of Cool“ handelt von Ben, O und Chon, die in Laguna Beach, einer Stadt im Süden Kaliforniens, Marihuana anbauen und verkaufen. Eines Tages wird Ben von einem Unbekannten erpresst. Wenn Ben und Chon weiterhin mit ihrer Scheinfirma Marihuana verkaufen wollen, müssen sie zahlen. Ben möchte die Situation gewaltfrei regeln, doch Chon sieht keine Möglichkeit dafür. Als Chon schließlich wieder zurück nach Afghanistan muss, wo er durch die Armee stationiert ist, versucht Ben die Angelegenheit auf eigene Faust zu regeln. Ohne Chos Wissen und Einverständnis. Anstatt die angespannte Situation zu verbessern, schrauben sich die Ereignisse immer weiter mit viel Gewalt und Skrupellosigkeit hoch und am Ende lernen die beiden jungen Männern und ihre Freundin O Dinge über ihre Heimatstadt kennen, die sie nie erwartet hätten.
Die Themen, die Don Winslow für seinen Roman ausgewählt hat, sind interessant ausgesucht und durchaus auch gut miteinander verknüpft. Durch Hippies, Drogen, Surfer und der amerikanische Traum vom großen Geld wird man langsam und recht verworren zum großen Ganzen geführt. Was als kleines Unternehmen eines visionären Surfers anfing, hat selbst noch 40 Jahre später derart Gewicht, dass es selbst noch die Jugend des Ortes betrifft. Und obwohl ich das Zusammenspiel dieser Themen echt klasse fand, hatte ich bei der Handlung irgendwie andauernd das Gefühl, dass etwas fehlt. Ich kann nicht einmal wirklich genau benennen, was es nun überhaupt war. Aber am Ende dachte ich dann „Das ist alles?“ Die Rückblenden in die Vergangenheit waren unglaublich spannend aber die „Gegenwart“ war irgendwie… dürftig. Wie gesagt, ich hatte dauernd das Gefühl, es fehlt etwas.
Der Stil des Buchs war dafür sehr abenteuerlich. Es gab plötzliche, kurze Rückblenden, Szenenwechsel, Einstreuungen von Songtexten, das Schriftbild war teilweise zentriert oder groß geschrieben. Es wurde geflucht ohne Ende und glitt ab und an von einem „normalen“ Text rüber in die Form eines Drehbuchs. In den unglaublich vielen kleinen Kapiteln, in die das Buch unterteilt war, hab es auch mal das ein oder andere Kapitel, das nur aus einem einzigen Wort oder einem Satz bestand. Kurzum: Das hat richtig Spaß gemacht. Find es toll, wenn man mit so was herumspielt. Es bringt mal etwas Abwechslung und Schwung in den Lesealltag.
Was mich auch sehr begeistert hat, war die Aufmachung des Buches. Der schlichte, schwarze Einband mit der weißen Schrift gefällt mir sehr gut und ich finde auch den schwarzen Buchschnitt einfach nur stark. Der Klappentext ist auch einfach super.
Was mir nicht so sonderlich gefallen hat, waren die vermeintlichen Hauptcharaktere. In meinen Augen waren sie es nämlich nicht. Die drei Jungen Leute waren zwar die Verbindung in die Gegenwart, um die die Geschichte zwar „herumgebaut“ war, aber ich fand, dass die Charaktere aus der „Vergangenheit“ einfach mehr Präsenz hatten. Sie waren für mich wesentlich greifbarer und lebendiger als die drei jungen Leute. Ja – man kann also sogar fast soweit gehen zu sagen, dass sie etwas blass waren. O, die ja auch zu den Hauptcharaktere zählt, war die meiste Zeit über auch eher weniger präsent und machte auf mich eher den Eindruck als eine etwas nervige Nebenperson, die jetzt nicht unbedingt mehr Raum bekommen hat, als die meisten Nebenpersonen in dem Buch. Sie nervte mich auch ein wenig mit ihrer Art.
Ben war mir dafür ziemlich sympathisch und auch mit Chon konnte ich mich, nach anfänglichen Schwierigkeiten und diversen Kapiteln, anfreunden. Letzterer war mir zum Ende hin zwar stellenweise etwas zu heldenhaft, aber aufgrund seiner Armeeausbildung darf er sich das wohl auch erlauben. Trotzdem ging der Gedanke kurzzeitig zu Rambo. Ich hoffe, das sagt alles. Nicht wirklich schlimm, aber es fiel mir einfach auf.
Wenn man nicht mit zu vielen Erwartungen an das Buch rangeht, ist es wohl ganz in Ordnung. Allerdings muss ich gestehen, dass ich mir doch etwas mehr von dem Buch versprochen habe. Es ist nicht schlecht, ganz gewiss nicht, aber für mich war es jetzt auch nicht unbedingt herausstechend.