Rezension

Geister der Vergangenheit

Die Rückkehr zum Horizont -

Die Rückkehr zum Horizont
von Alexandra Fischer

Bewertet mit 4.5 Sternen

„Sehnsucht ist eine Krankheit, die dir schlimmer zusetzt als das schwerste Fieber, denn sie zehrt an deiner Seele.“

„Die Rückkehr zum Horizont“ ist der zweite Band der „Die von Bahlow Saga“ von Alexandra Fischer. Er erschien im Mai 2022 im Selfpublishing bei Books on Demand.

1924: Martha, Helene und ihre Familien leben seit einiger Zeit wieder in Deutschland. Allerdings ist das es auch in der Heimat nicht immer leicht und die Sehnsucht nach Samoa zum Teil groß, weshalb es gerade Martha und Siegfried zurückzieht. Auf Samoa angekommen übernehmen sie schließlich die ehemalige Plantage der Eltern und beginnen sich erneut ein Leben auf der Insel aufzubauen… 
Doch wird es Martha und Helen gelingen, allen Widrigkeiten zum Trotz, die Familie auf Samoa zusammenzuhalten oder wird die Vergangenheit die Familie erneut einholen?

Weiter geht es mit den „von Bahlows“… Zuletzt mussten sie zurück nach Deutschland fliehen und den ersten Weltkrieg überstehen. Doch nun, 1924, beginnen Martha und Siegfried ungeduldig zu werden. Es zieht sie zurück nach Samoa, denn dort liegen Zukunft und Hoffnung vor ihnen. Lediglich Helene möchte keinesfalls zurück auf die Insel, die der Familie so viel Leid und Hass gebracht hat, doch durchsetzen kann sie sich nicht.
So geht es zurück nach Samoa, wo sie allerdings ebenfalls nicht gerade einfache Lebensbedingungen vorfinden. Die Neuseeländer, die seit dem ersten Weltkrieg auf der Insel regieren, haben nämlich nichts für die Deutschen übrig und stehen ihnen sehr argwöhnisch gegenüber. Außerdem brodelt es bei den Samoanern und die Stimmung auf der Insel ist mehr als angespannt…
Die Bahlow-Frauen haben sich verändert. Martha ist weniger egoistisch, sich aber dennoch irgendwie treu. Obwohl sie die Dinge mittlerweile sachlicher betrachten kann und auch die Gefühle der anderen mehr wahrnimmt, handelt sie so, wie sie es für richtig hält. Sie setzt ihren Willen meistens durch und durchdenkt die Konsequenzen nicht immer vollständig. Aber sie ist stark und pfeift auf Konventionen, womit sie auch Helene die notwendige Unterstützung geben kann. Diese hat sich ebenfalls stark verändert. Sie ist nicht mehr die stille Frau, die Anordnungen entgegennimmt. Nein, sie ist selbstbewusster, entscheidungsfähiger und stärker als früher. Obwohl sie große Angst vor den Geistern der Vergangenheit hat, stellt sie sich der neuen alten Heimat und kämpft für die Plantage und ihren Leben. Schließlich wird sie sogar glücklich und das hat sie sich einfach mehr als verdient!
Außerdem wird die nächste Generation der Familie erwachsen und mit steigendem Alter der Kinder, bilden sich leider auch Konflikte, die denen der Vergangenheit ähneln. Hass beginnt die Familie zu entzweien und birgt große Gefahren und Dramen… 
Innerhalb kürzester Zeit hatte Alexandra Fischer es so auch diesmal geschafft, mich regelrecht in ihre Geschichte einzusaugen. Obwohl dieser Band der Buchreihe für mich insgesamt fröhlicher und hoffnungsvoller war als der erste Teil, bietet er viel Spannung, überraschende Wendungen, ein unerwartetes Wiedersehen und schockierende Ereignisse. 
Historische Ereignisse werden gut in die Handlung eingewoben, damalige Lebensumstände sowie die Kultur und die Unterdrückung der Samoaner sehr gut dargestellt.
Durch den mitreißenden und flüssigen Schreibstil liest sich der Roman leicht und unkompliziert, die wechselnden Perspektiven vermitteln einen vielschichtigen und mehrdimensionalen Eindruck der Situationen und Ereignisse. Die Figuren sind authentisch und gut charakterisiert: Manche hasst man, manche mag man weniger, andere kann man plötzlich unerwartet gut leiden. Wie schon in Band 1 gab es für mich einen absoluten Hasscharakter, der mich schon wütend macht, wenn er bloß auf der Buchseite erwähnt wird. Gerade dies macht für mich aber diese Buchreihe aus und das Ausbleiben der „Friede-Freude-Eierkuchenstimmung“ und die extrem realistischen Darstellungen überzeugen mich vollständig.
Das Ende ist offen und lässt mich auf eine schnelle Fortsetzung hoffen…

Mein Fazit: Wieder einmal bin ich von der Geschichte von Alexandra Fischer begeistert. Mit ihrer Familiensaga schafft sie eine Welt, die gleichzeitig wunderschön und ebenso grausam ist. Ich bin fasziniert und schockiert, aber definitiv begeistert. Von mir gibt es für diesen Band 4,5 von 5 Sternen und eine klare Lesempfehlung für die Romanreihe!