Rezension

gelungene Familiengeschichte

Die Frauen der Familie Carbonaro -

Die Frauen der Familie Carbonaro
von Mario Giordano

Bewertet mit 5 Sternen

Ein Buch, das mir gut gefallen hat. Den ersten Band kenne ich nicht, meiner Meinung nach funktioniert das Buch aber auch ohne Vorkenntnisse ganz gut.
Erzählt wird die Geschichte der Frauen aus der Familie Carbonaro über drei Generationen. Damit deckt die Geschichte einen sehr langen Zeitraum ab und stellt ganz gut dar, mit welchen Problemen die Frauen konfrontiert sind. Manche ähneln sich, weil sie auch in der sizilianischen Kultur verwurzelt sind, manche spiegeln den jeweiligen Zeitgeist wieder. Dadurch entsteht ein sehr umfassendes und detailliertes Familienporträt.
Die Geschichte jeder einzelnen Frau ist auf ihre eigene Art berührend. Aber aus einem Grund, den ich selbst nicht so genau benennen kann, ist mir die Lebensgeschichte von Pina ganz besonders nahe gegangen. Es war für mich so schockierend über ihre Kindheit und Jugend zu lesen. Irgendwie hat es mich da überhaupt nicht gewundert, dass sie in ihrem späteren Leben die Kontrolle nur äußerst ungern aus der Hand gegeben hat.
Der Stil hat mir gefallen. Detailliert, manchmal auch ausschweifend, bildlich und einnehmend, manchmal auch poetisch. Man merkt durchaus, dass dem Autor diese Geschichte auch persönlich etwas bedeutet. Als Leser ist man bei allen Lebensentscheidungen dabei, im Guten wie im Schlechten. Und es schwingt dabei immer auch eine wehmütige Note mit, die der Erzählung etwas melancholisches gibt und an manchen Stellen auch sehr traurig gemacht hat.

Was ich persönlich nicht unbedingt gebraucht hätte, waren etliche Wiederholungen und dieser ganzer mystische Teil mit den Gespenstern, Zyklopen, Sirenen und den zweiten Schatten. Das fand ich nicht ganz so passend zum Rest und war mir dann auch zu abstrakt. Auch ohne Gespenster am Küchentisch sind die Gespenster der Vergangenheit immer da.
Nichtsdestotrotz ein gelungenes Buch.