Rezension

Gelungener Familienroman

Die Freundin meines Sohnes - Lauren Grodstein

Die Freundin meines Sohnes
von Lauren Grodstein

Bewertet mit 4 Sternen

Der Arzt Pete Dizinoff mischt sich in das Leben seines Sohnes Alec ein und gerät dabei an dessen Freundin Laura, die Tochter eines befreundeten Paares. Laura hat in ihrer Jugend ihr Baby getötet, wurde von Psychatern behandelt. Sie schlägt sich mit Gelegenheitsjobs durch, die Sie durch die halbe Welt führen. Zurück Daheim trifft Sie den zehn Jahre jüngeren Alec. Endlich liebt Sie einmal jemand richtig. Alec schmeisst für Laura die Ausbildung hin und will mit ihr als Maler in Paris leben. Für Pete Dizinoff eine schreckliche Vorstellung. Für ihn ist es unmöglich von der Vorstellung loszulassen, dem Sohn eine vernünftige Ausbildung bieten zu wollen. In einem weiteren Handlungsstrang geht es um einen möglichen Kunstfehler des Arztes. Eine Patientin ist verstorben, anscheinend ist Pete Schuld. Freundschaften zerbrechen, die Familie wird zerstört. In Rückblenden zeichnet Lauren Grodstein, den Zerfall einer bürgerlichen Fassade.

Meinung:

Lauren Grodstein bringt ein Kunststück fertig: Sie schlüpft, als Ich-Erzähler in die Rolle eines Mannes und breitet in meisterhaften Passagen das Innenleben von Pete Dizinoff aus. Bislang habe ich lediglich von Doris Dörrie einmal ein ähnlich riskantes Buch gelesen, in dem die Autorin ebenfalls meisterlich aus der Sicht eines Mannes fabulierte. (Was machen wir jetzt) Technisch gesehen erzählt Lauren Grodstein nahe an der Perfektion, die Rückblenden lesen sich nur selten mühevoll, meist sind sie wohl dosiert in das Geschehen eingebettet und grandios ausgeführt. Lauren Grodstein gelingt es ihrem gesamten Personal Leben einzuhauchen. Die Rahmenhandlung wird ungeheuer Realitätsnah und nüchtern ausgebreitet. Über zwei Schwachpunkte muss man sicherlich sprechen: Zwar bin ich dem Roman aufgrund der Spannung, die aus den familiären Konflikten heraus entstehen gefolgt, muss allerdings anmerken, dass diese Spannung sehr linear aufgebaut ist. Um es einfacher auszudrücken: Es geschieht nichts Unvorhersehbares. Eigentlich ist alles Vorhersehbar. Wie gesagt: Mir war das genug. Ich habe mich gut unterhalten. Ein zweiter Schwachpunkt ist für mich im Verhalten von Elaine zu Pete nicht sauber aufgelöst. Sie wirkt auf mich ziemlich illoyal, sprich etwas unglaubwürdig, übertrieben angefressen vom Verhalten ihre Mannes, der ihr in schweren Zeiten beigestanden ist. Ansonsten ein gelungenes Buch mit tiefe Einblicke in die amerikanische Mittelschicht.