Rezension

Gelungener Roman über Freundschaft und deren Ende

Das brennende Mädchen - Claire Messud

Das brennende Mädchen
von Claire Messud

Bewertet mit 3.5 Sternen

Cassie und Juju haben Sommerferien und wie schon ihr ganzes Leben lang, verbringen sie diese gemeinsam. Einträchtig durchstreifen sie die Kleinstadt in der sie leben. Äußerlich und charakterlich sind die beiden Mädchen zwar unterschiedlich, doch füreinander sind sie wie Schwestern. Juju kennt Cassie in und auswendig: Sie kennt ihre Gedanken zu ihrem früh verstorbenen Vater, sie kennt ihre Abenteuerlust, ihr echtes Lachen und ihre Träume von der Zukunft. Doch nach dem Wechsel auf eine weiterführende Schule mit unterschiedlichen Kursen und neuen Bekanntschaften entfernen sich die beiden voneinander und besonders Juju leidet sehr unter der schwindenden Nähe zu ihrer besten Freundin.

Mir hat sehr gefallen, wie Messud die Freundschaft der beiden Mädchen beschreibt und fast noch mehr, wie treffend sie deren schleichendes Ende schildert. Denn wer kennt das aus seiner Jungend nicht? Gerade noch war da eine innige Freundschaft und plötzlich erkennt man den anderen kaum wieder. Wie bitter und verwirrend das sein kann, bringt Messud auf den Punkt!

Ein weiteres Highlight, auch wen sie nur eine Nebenrolle spielte, war für mich Jujus Mutter. Was für eine kluge, verständnisvolle, feministische Frau! Was für eine liebevolle Mutter-Tochter Beziehung die beiden haben! Ich mag mich irren, aber in den meisten Romanen ist eher das Gegenteil der Fall, besonders wenn es um die Teenagerzeit geht. Auf die Beziehung der beiden könnte man neidisch werden. Und das ist Messud wie nebenbei gelungen.

Kleine Punktabzüge gibt es, weil es zum Ende hin etwas zu geschwätzig wird. Juju kreist viel um sich um Cassie und um Fragen, die unbeantwortet bleiben, da nunmal Juju erzählt und nicht Cassie. Dabei wäre Cassies Geschichte vielleicht sogar die spannendere gewesen. Aber das wäre ein ganz anderer Roman geworden. Jedenfalls scheint es, als hätte Messud den Punkt zum Absprung nicht direkt gefunden und so tröpfelt der Roman leider eher aus. Einen weiteren Abzug gibt es, weil es nicht sein kann, dass man aus Janis Joplins ikonischem Bobby McGee falsch zitiert. Einen einzelnen Satz korrekt wiederzugeben kann so schwer nicht sein.

Das brennende Mädchen ist ein gelungener Roman über Freundschaft und das Älterwerden der leicht beginnt und recht düster endet. Mal schafft er eine Punktlandung und mal zerfasert er etwas. Insgesamt aber durchaus lesenswert.