Rezension

Gelungenes Mosaik eines faszinierenden Portraits

Augustus - John Williams

Augustus
von John Williams

Bewertet mit 4 Sternen

Aus einer selbst kreierten, fiktiven Quellenlage schafft Williams einen facettenreichen Blick auf das Leben des Augustus. Diese liest sich spannend und schafft es, einen ebenso zu fesseln und mitfiebern zu lassen, wie ein guter "normaler" Roman.

Die Gestalt des Augustus lässt sich aus heutiger Zeit vielfältig einordnen. Einerseits brachte er Rom einen langanhaltenden Frieden und beendete den Bürgerkrieg, er drängte die Macht aus dem Osten durch Cleopatra und Markus Antonius zurück. Andererseits regierte er als Kaiser und schaffte die Verankerng dieser Regierungsart in Rom, was zur Abschaffung der Demokratie führte und einer zerstörerischen Tyrannei von Caligula und Nero den Weg bahnte.

Dem (was ja auch nach Augustus' Tod geschah) widmet sich das Buch nicht; vielmehr wird das Leben und Wirken des Augustus auf eine eher persönliche Weise betrachtet, und das aus verschiedenen Augen. Das Bild wird zusammengefügt, aus Tagebucheinträgen (z.B. seiner Tochter Julia), Briefen von Persönlichkeiten wie Cicero, Horaz oder Ovid, die zu unterschiedlichen Politischen Lagern gehörten direkt aus der Zeit, in der die Handlung gerade weilt, sowie aber auch Briefen und Berichten von Zeitzeugen, die sich viele Jahre später erinnern und dies niederschreiben. All diese Textstücke hat Williams frei erfunden. Dennoch verschafft das Buch einen glaubwürdigen Eindruck des damaligen Treibens - Williams hält sich im Grunde an die tatsächlichen geschichtlichen Abläufe, füllt jedoch Lücken in der uns heute zur Verfügung stehenden Quellenlage mit freier Fantasie. So findet sich hier beispielsweise ein handfester Grund für die Verbannung Ovids durch Augustus, welche der Wissenschaft heute tatsächlich ja ein Rätsel ist.

Die verschiedenen Blickwinkel und auch ein wenig variienden Schreibstile machen das Buch vielseitig und wirklich spannend - an manchen Stellen fand ich es nur etwas frustrierend, dass etwas geschieht und man denkt, ach, da wüsste ich gerne wie sich das weiter entwickelt, oder was XY davon hällt. Nur erfährt man das, wie bei einer tatsächlichen lückenhaften Quellenlage, nicht unbedingt.

Insgesamt bin ich froh, dieses Buch entdeckt zu haben und empfehle es jedem, der gerne Erzählungen über das alte Rom liest, wie auch solchen, die sich auf unterhaltende, leichtere Art der Gestalt des Augustus nähren wollen, als mittels einer Biographie.