Rezension

Georgia und die Männer

Haben Sie das von Georgia gehört? - Mark Childress

Haben Sie das von Georgia gehört?
von Mark Childress

Georgia, eine Südstaatenschönheit lebt in Six Points, Alabama, wo sie sich um ihre demente "Little Mama" und um ihren Bruder kümmert.
An sechs von sieben Tagen der Woche empfängt sie die Herren des Ortes, Richter, Pfarrer, Sheriff, jeden an einem anderen Tag. Keiner weiß vom anderen und so soll es auch bleiben.
Aber die Frau des Pfarrers wird misstrauisch und plant eine Intrige, die sie gerade noch so abwenden kann, mit dem Erfolg, dass der Pfarrer wegziehen muss.
Georgia lässt sich ihre Dienste nicht bezahlen, freut sich aber über jedes Geldgeschenk, dass die Herren zurücklassen. Sie braucht das Geld, denn jeden Monat überweist sie an eine bestimmte Adresse Geld, um eine alte Schuld abzutragen. 
Aber plötzlich überschlagen sich die Ereignisse in Georgias Leben...

Mit dem Weggang des Pfarrers scheint es so, als wäre eine Lawine losgetrampelt worden.
Georgia, die dafür sorgte, dass er aus dem Ort verschwindet, atmet kurz auf, als sie einen weiteren Abend nur für sich hat, ist aber gleichzeitig auf der Suche nach einem Ersatz.
Nach einigen Übergangslösungen kommt der neue Pfarrer und er ist ein absolutes Schnuckelchen, den sie sofort ins Auge fasst. Aber ist er auch das, was er ihr weismachen will?
Plötzlich hat Georgia mehrere "Baustellen" und alle sind nicht für die Öffentlichkeit gedacht, da ist gute Organisation von Nöten.

Ich habe mich mit dem Buch prächtig unterhalten.
Georgia ist trotz ihres Lebenswandels eine ausgesprochen sympathische Protagonistin. Auch wenn sie auf den ersten Blick als leichtlebig erscheint, hat sie das Herz am rechten Fleck. Rührend kümmert sie sich um ihre Mutter, die immer weniger lichte Momente hat und in diesen gegen die schwarze Bevölkerung herzieht. Ihr Bruder steht immer mit einem Bein im Knast und doch unterstützt sie ihn, wo sie nur kann.

Georgia trägt seit Jahren ein Geheimnis mit sich rum, von dem sie nie geglaubt hätte, dass es eines Tages in ihrem Leben ein Thema sein würde, aber sie irrt. Irgendwann muss sie Farbe bekennen, aber damit gefährdet sie alles, was sie sich aufgebaut hat. Eine schwere Entscheidung.

Georgia ist eine Frau voller Gegensätze, leichtlebig, was ihre Männerbekanntschaften angeht und verantwortungsvoll, wenn es um ihre Familie geht. Als Leser stand ich immer hinter ihr, weil ihre Gründe menschlich waren und sie nicht auf Geld und Profit aus war.
Aber auch Georgia weiß, wann man mit dem Lügen aufhören muss, und zwar dann, wenn die Not am größten ist.

Ein wunderbar geschriebenes Buch, das, obwohl es voller Lügen, Heuchelei und Intrigen ist, ans Herz geht und den Leser mit einem glücklichen Gefühl zurücklässt.
Ein Buch, das erkennen lässt, dass Lügen immer auf einen zurückfallen.