Rezension

Gequälte Seelen

Wer das Feuer entfacht - Keine Tat ist je vergessen -

Wer das Feuer entfacht - Keine Tat ist je vergessen
von Paula Hawkins

Bewertet mit 4 Sternen

Auf einem Hausboot auf dem Regent’s Canal in London wird der 23-jährige Daniel Sutherland tot aufgefunden. Er wurde offenbar mit einem Messer erstochen. Erst wenige Wochen vorher ist seine Mutter Angela gestorben. Kann das Zufall sein? Und haben seine Tante Carla, sein Onkel Theo (52), seine zeitweise Nachbarin Miriam (53) oder sein letzter One-Night-Stand Laura (25) etwas mit dem Mord zu tun? Was weiß die 80-jährige Witwe Irene?

„Wer das Feuer entfacht - Keine Tat ist je vergessen“ ist ein Spannungsroman von Paula Hawkins.

Meine Meinung:
Das Buch besteht aus 39 Kapiteln und endet mit einem Epilog. Zwischendurch sind Passagen eines weiteren Romans eingestreut. Erzählt wird im Wechsel aus den Perspektiven von Carla, Miriam, Laura, Theo und Irene - chronologisch, jedoch mit diversen Rückblenden. Die eigentliche Handlung spielt in London und erstreckt sich über mehrere Tage. Eine Stadtkarte gibt Aufschluss über die einzelnen Schauplätze. Dieser Aufbau funktioniert sehr gut.

Der Schreibstil des Romans ist angenehm, aber unauffällig. Gut gefallen hat mir, dass die Sprache je nach Perspektive variiert. 

Die Charaktere sind psychologisch aufwendig ausgestaltet. Die Protagonistinnen sind - mit Ausnahme von Irene - gequälte, kaputte Seelen. Sie standen in einer Verbindung zum Mordopfer. Stück für Stück werden ihre Schicksale aufgedröselt. Obwohl man durchaus mit ihnen mitfühlen kann, sind sie unsympathisch und bleiben mir fremd. Dadurch entsteht jedoch viel Raum für mögliche Motive.

Inhaltlich ist der Roman erstaunlich komplex. Im Laufe der Geschichte werden die losen Fäden gekonnt wieder aufgegriffen und miteinander verwoben. Positiv aufgefallen ist mir, dass der Roman die Polizeiarbeit, also die Ermittlungen der Detectives, nur streift. Stattdessen ist die Geschichte nah an den Leben der vier Frauen.

An mehreren Stellen wirkt die Geschichte recht konstruiert. Es gibt aber keine Logiklücken. Auf rund 400 Seiten ist die Spannung nicht konstant hoch. Dennoch ist der Roman kurzweilig und bietet immer wieder Stoff, über die Hintergründe der Tat zu spekulieren. Die Auflösung ist ab einem bestimmten Zeitpunkt zwar vorhersehbar, aber - bis auf kleinere Details - absolut stimmig. 

Das Cover, das auf den zweiten Blick weitere Details offenbart, gefällt mir gut - obwohl ich die Feuer-Metapher nicht ganz so treffend finde. Deshalb sind sowohl der deutsche Titel als auch das Original („A Slow Fire Burning“) für mich nicht die perfekte Wahl.

Mein Fazit:
„Wer das Feuer entfacht - Keine Tat ist je vergessen“ von Paula Hawkins ist ein solider Spannungsroman für unterhaltsame Lesestunden. Zwar nicht das beste Buch der Autorin, trotzdem eine lesenswerte Geschichte.