Rezension

Geschichte eines Mörders

Sein Gelübde - Sabine Giesen

Sein Gelübde
von Sabine Giesen

Bewertet mit 4 Sternen

Susanne und Ingrid sind Schwestern, deren Eltern einen Bauernhof betreiben. Wie in den 60iger Jahren üblich, müssen die beiden in ihrer Freizeit auf dem Hof helfen. Nach ihren Wünschen und Träumen fragen die Eltern nicht. An ihrem 18. Geburtstag trifft Susanne Frank zum ersten Mal. Frank ist nach dem Tod seiner Eltern im Waisenhaus aufgewachsen. Er sieht in Susanne die geeignete Person, um seinen Traum von der heilen Familienwelt zu verwirklichen. Schnell wird Hochzeit gefeiert und Susanne zieht mit Frank in die Stadt. Frank arbeitet als Vertreter, ist viel unterwegs. Susanne kümmert sich um das Familiennest. Zwei Kinder vervollständigen die Idylle. Ingrid heiratet Jürgen. Auch Jürgen hatte  es als Kind nicht leicht. Er hat seinen Jugendtraum verwirklicht und ist Polizist geworden. Während Frank und Jürgen nicht miteinander können, verbindet die beiden Frauen all die Jahre geschwisterliche Liebe. Dann kommt es zu einer Reihe ungeklärter Morde, in denen Jürgen ermittelt.  Inzwischen bekommt Franks Familienidylle Risse. Die Geschäfte laufen schlecht, die Kinder pubertieren und mit seiner Gesundheit steht es nicht zum besten. Susanne ist zunehmend mit ihrem Leben unzufrieden. Als sie nach zunehmender Entfremdung beschließt, ihre Ehe neu zu gestalten, fährt sie Frank hinterher. Susanne wird Zeugin eines Geschehens, das sie nicht glauben kann und das ihre gesamte bürgerliche Existenz bedroht. Wo ist der Ausweg ?
Das Buch  ist schlichtweg fesselnd. Die karge Sprache passt punktgenau zum emotionslosen Vorgehen des Mörders. Die Autorin erzählt, wertet aber nicht. Atemlos habe ich die Abwärtsspirale von Franks Leben verfolgt, zeitweise sogar so etwas wie Mitleid verspürt. Die Schilderung der Morde gehen gelegentlich bis an die Grenze des Erträglichen. Für mich unfassbar war diese strikte Trennung zwischen Familienidylle und eiskaltem Morden. Mein Mitgefühl gilt Susanne, die aufgrund ihrer Sozialisation von Anfang an, keine Chance im Leben hatte. Der Schluss ist für mich deshalb um so besser. Ich finde, es ist ein tolles Buch, das sich von den üblichen Krimis in so weit unterscheidet, dass der Fokus des Erzählens auf dem Mörder liegt und nicht auf der Ermittlungsarbeit der Polizei.