Rezension

Geschichte mit Sogwirkung - aber nicht komplett überzeugend

Im Spiegel ferner Tage - Kate Riordan

Im Spiegel ferner Tage
von Kate Riordan

Bewertet mit 3.5 Sternen

Stimmungsvoller Roman mit Schauereffekten - die Auflösung am Ende konnte mich nicht überzeugen

London 1932: Nachdem die 21jährige Alice nach einer Affäre mit einem verheirateten Mann ein Kind erwartet, verfrachtet ihre Mutter sie kurzerhand aufs Land auf das Gut Fiercombe. Hier soll Alice im stillen ihr Kind auf die Welt bringen, damit man in London nichts von dem Skandal mitbekommt. Während Alice auf dem Gut verweilt, fängt sie an sich mit der Geschichte von Fiercombe auseinander zu setzen und stößt dabei auf Elizabeth, deren Schicksal ein großes Geheimnis umgibt. In den alten Gemäuern versucht Alice dem Geheimnis von Fiercombe auf die Spur zu kommen und die dunklen Schatten, die auf dem Anwesen liegen, zu vertreiben.

Das Buch wird auf zwei Zeitebenen erzählt: Zum einen wird die Geschichte 1932 in der Ich-Perspektive von Alice erzählt. Zum anderen wechselt die Zeitebene dann in das Jahr 1898 und der Leser erlebt die letzten Tage von Elizabeth. Insgesamt zeichnet sich der Roman dabei durch eine sehr langsame Erzählweise aus und eigentlich passiert die erste Zeit nicht wirklich viel. Trotzdem geht eine düstere Stimmung von den Erzählungen von Elizabeth aus und auch in der "Gegenwart" von Alice ist die Atmosphäre zum Teil schon fast gruselig.

Erst nach und nach deckt Alice ein Puzzleteil nach dem anderen über Elizabeth's Schicksal auf und gleichzeitig nähert man sich auch auf der Zeitebene von Elizabeth der Auflösung des Geheimnisses.

Dieses langsame Heranführen an die Geheimnisse von Fiercombe und die gruselige Stimmung, haben mir gut gefallen und das Buch hat mich sehr schnell in seinen Bann gezogen. Jedoch muss ich sagen, dass die Spannung dann im letzten Viertel des Buches bei mir stark nachließ und die Auflösung am Ende mich nicht mehr so wirklich überzeugen konnte. Das "Geheimnis" ist dann für mich zwar sehr traurig, hat aber nichts mit einer großen Liebesgeschichte oder einem großen Verrat zu tun, wie der Klappentext groß ankündigt.

Die Figuren sind mit viel Liebe zum Detail gezeichnet und ich konnte sie alle gut vor mir sehen und mich sogar auch gut in die handelnden Charaktere hinein versetzen. Die Melancholie von Elizabeth wurde gut dargestellt und ich konnte ihre Traurigkeit durch die Seiten hinweg spüren. Auch die Umgebung und das Anwesen werden sehr bildhaft beschrieben und ich konnte mir das Tal und Fiercombe sehr gut vor meinem geistigen Auge vorstellen.

Alles in allem ein gut geschriebener Roman, der mich in seinen Bann gezogen hat, dessen Auflösung mich jedoch nicht überzeugen konnte. Nach so viel Dramatik während der Geschichte vorher, war das Ende dann irgendwie überhaupt gar nicht dazu passend.

Insgesamt vergebe ich dafür 3,5 Sterne.