Rezension

Geschichte ohne Geschichte

Die Puppenspieler - Tanja Kinkel

Die Puppenspieler
von Tanja Kinkel

Bewertet mit 3 Sternen

Zweifelsohne ist „Die Puppenspieler“ ein gut recherchierter, handwerklich gelungener historischer Roman, der die Leser ins ausgehende Mittelalter entführt. Während der Roman allerdings sehr stark losgeht, wird er ab dem Mittelteil immer schwächer. Erzählt wird die Geschichte von Richard, der als Zwölfjähriger mit ansehen muss, wie seine Mutter auf dem Scheiterhaufen als Hexe verbrannt wird. Aufgrund dieses Erlebnisses wendet er sich enttäuscht von der Kirche ab und schwört sich, eines Tages zu beweisen, dass es keine Hexen gibt. Richard kommt zu seiner Tante nach Augsburg, die in die bekannte Kaufmannsfamilie Fugger eingeheiratet hat. Das Familienoberhaupt Jakob Fugger findet Gefallen an dem wissbegierigen Jungen und schickt ihn nach Italien. Das Land, in dem zu jener Zeit die Theorien der Antike neu entdeckt werden,  in dem aber auch die Kirche so stark vertreten ist, wie sonst nirgends. Im Grunde werden in „Die Puppenspieler“ drei Themen behandelt: die Hexenverfolgung, die Geschichte der Kaufmannsfamilie Fugger und der Übergang vom Mittelalter in die Neuzeit. Kinkel erzählt sehr bildgewaltig, informativ und detailliert. Besonders gut ausgearbeitet hat sie die Charaktere – sowohl die fiktiven als auch die historischen Persönlichkeiten. Und auch die Aufbruchsstimmung in Europa zu jener Zeit, in der Kunst und Wissenschaft neu erblühen und das Bürgertum immer mehr Macht bekommt, kommt gut rüber. Trotz alledem hat mir der Roman aber nicht hundertprozentig zugesagt. Denn hinter all den gut recherchierten Informationen und der detailgetreuen Schilderung der Historie bleibt eines auf der Strecke: eine gut ausgearbeitete Handlung, eine gut erzählte Geschichte. Zu viele Personen, zu viele Informationen und zu viele Verstrickungen nehmen der Geschichte einfach die Spannung und machen sie langatmig. Gerade zum Schluss hin fällt es einem wirklich schwer, die vielen Personen auseinanderzuhalten und die  Zusammenhänge zu verstehen. An manchen Stellen hatte ich auch eher das Gefühl ein Geschichts- bzw. Sachbuch zu lesen anstatt eines Romans.