Rezension

Mittelprächtig

Die Puppenspieler - Tanja Kinkel

Die Puppenspieler
von Tanja Kinkel

Bewertet mit 3.5 Sternen

Richard Artzt muß den Tod seiner Mutter auf dem Scheiterhaufen mitansehen. Verurteilt als Hexe in einem Scheinprozess, gibt es für sie keine Rettung. Er kommt zur Familie seines verstorbenen Vaters, einer schwäbische Kaufmannssippe namens Fugger. Dort wird er liebevoll aufgenommen, wie ein Sohn erzogen und von dort aus zieht er in die Welt, um zu beweisen, daß es Hexen nicht gibt. Er reist zunächst ins Florenz der Medicis und nach Lorenzo de Medicis Tod auch nach Rom. Er lernt Alexander VI., den Borgia-Papst, und auch seinen Sohn Cesare kennen, er disputiert mit Pico della Mirandolla und hört Girolamo Savonarola im florentinischen Dom predigen, kurz er trifft die spannenden Gestalten seiner Zeit.

Die Idee, Geschichte kreativ zu verbiegen ist nicht neu. Tanja Kinkel ist es recht kunstvoll gelungen, Realität und Erfundenes zu vermischen. Sie beschreibt diese versunkenen Welten sehr lebendig und sinnlich. Schlußendlich ist es aber trotzdem ein Who is who der damaligen Zeit. Richard trifft in einem Roman die Fuggers, den Dominikaner Heinrich Institoris, Kaiser Maximilian, die Medicis + Mitglieder der platonischen Akademie und Michelangelo, Girolamo Savonarola, die Borgias, Orsinis und andere römische Adlige, ach, eigentlich jeden von Rang und Namen...

Verwoben ist das Ganze mit einer Liebesgeschichte um eine Zigeunerfrau, die sich selbst als Hexe bezeichnet und die ich persönlich eher unsympathisch fand. Zugegeben, der Roman brauchte eine Liebesgeschichte und die Idee, eine selbsternannte Hexe zu wählen ist naheliegend, aber mußte es eine solche Nervensäge werden?

Nichtsdestotrotz habe ich "Die Puppenspieler" gern gelesen. Tanja Kinkel schreibt sehr flüssig und erweckt ihr Personal durchaus zum Leben. Für mich war das Ganze etwas zu breit angelegt, aber weniger Kritische haben sicherlich ihre Freude daran....