Rezension

Geschichte zum Anfassen, zum Vorstellen, zum Mitfiebern

Schattenspieler - Michael Römling

Schattenspieler
von Michael Römling

Bewertet mit 5 Sternen

April 1945: Zerstörte Häuser, Straßen, die es nicht mehr gibt und mittendrin Friedrich und Leo. Die Rote Armee steht vor den Toren von Berlin. In diesen Kriegswirren verliert Leo, den Menschen, der ihn versteckt hat und Friedrich seinen Vater. Als die beiden sich begegnen, verweben sich ihre Geheimnisse zu einem großen und sie sind sich einig, dass irgendwo in Berlin ein großer Schatz verborgen liegt. Nur wo?

Als ich mich mit dem Dritten Reich beschäftigen musste, wollte ich es nicht. Als ich älter wurde, wälzte ich Biographien, sah Dokumentation und verschlang allerlei Romane zum Thema. Irgendwann wiederholte sich der Stoff, aus dem diese Romane gewöhnlicherweise sind. Dieses Semester an der Universität besuchte ich einen Kurs zum Thema: 'NS in der Kinder ' und Jugendliteratur'. Meine Leidenschaft wurde wieder erweckt.
Nach dem ich nun meine Hausarbeit zum Thema fast zuende geschrieben habe, denke ich: 'Warum hat Michael Römling sein Buch nicht schon viel eher geschrieben?' So gerne hätte ich meine Hausarbeit über den 'Schattenspieler' geschrieben.
Abenteuer verknüpft mit Geschichte. Gar nicht so einfach! Was erzählt man? Welche Fakten werden eingestreut, was wird weggelassen? Nicht nur, dass es nicht zu viel Wissen sein darf, damit die Geschichte nicht zu trocken wird, man braucht auch noch Protagonisten, die schlau, stark und gleichzeitig mitfühlend sind.

Am Anfang bin ich etwas skeptisch, da das Buch mit einem jüdischen, versteckten Jungen beginnt. Ich kann Leo auch am Anfang gar nicht einschätzen. Wie alt ist er? Wo kommt er her? Es ist nur eins von vielen Rätseln, das sich im Verlauf lösen lassen wird. Aber Leo ist mir sympathisch, denn er gerät in Gefahr, seine Angst steht im lesbar im Gesicht und der Leser fühlt mit. Ich stand mit ihm im Keller, lauschte und lief weg. Durch die zerbombten Straßen, die so gut beschrieben waren, dass ich jeden Ziegel sah und jede Rauchwolke auch an mir vorbeizog.
Wie sich Leo und Friedrich treffen, ist gut arrangiert. Aber warum auch nicht? Wie sollen sie sich sonst in einem großen Berlin treffen? Es ist schon ein Quäntchen Kriegsglück und Kriegsschicksal dabei, wenn sich einige Dinge einfach so ergeben. Im Krieg gelten nun mal andere Gesetze, auch wenn er schon fast vorbei ist.

Und immer wieder die Frage: Welchen Schatz suchen sie? Zuerst krame ich in meinem Gedächtnis. Denke an verschwundene Goldbarren und Silberschätze. Weiß selbst gar nicht mehr, was es gab und was nicht. Nur eins: Kunstgegenstände und Gold ' alles verschwand. Immer wieder rätsele ich zusammen mit den beiden Jungen und fiebere mit, als in Zwischenschritten ihr 'Schattenspieler' dazwischen funkt.

Geschichte zum Anfassen, zum Vorstellen, zum Mitfiebern und zum Wiederauffrischen. Mit viel Liebe zum Detail, Mut zum Abenteuer und zu wichtigen geschichtlichen Details ist 'Schattenspieler' ein tolles Jugendbuch, dass auch gerne Erwachsene in die Hand nehmen dürfen.