Rezension

Glamour, Mord & Familiengeheimnisse

Mördermädchen - Elizabeth Little

Mördermädchen
von Elizabeth Little

Ein frecher Schreibstil, eine Stadt im Nirgendwo, die ganze Presse hinter einer jungen Frau, die selber nicht mehr weiss, ob sie ihre Mutter ermordet hat oder nicht und die Jagd ist programmiert.

Der Klappentext konnte mich gleich packen, der Inhalt distanzierte sich von vielen anderen Romanen im Regal und das Cover hatte sofort meine Aufmerksamkeit. Die Geschichte wird zwar als Roman deklariert, hat aber definitiv Krimi- und Thriller-Elemente mit dabei, die dem ganzen etwas Pfeffer geben. Ich war sehr darauf gespannt und habe ziemlich schnell angefangen zu lesen. Zuerst war vieles wie erwartet, doch dann hat sich die Atmosphäre leicht verändert, der Fokus leicht verschoben. Nach einer gewissen Zeit bzw. Seitenzahl geht es nämlich nicht mehr nur um die Frage, ob sie ihre Mutter getötet hat und falls nicht, wer war es dann... sondern es wird die komplexe Frage aufgerollt, wer Janies Mutter überhaupt war, denn darüber ist sich die eigene Tochter irgendwann nicht mehr sicher. 
Obwohl rechtsmässig aus dem Gefängnis verlassen, gibt es noch immer Leute, die Janie für eine Mörderin halten und online nun eine Jagd anzetteln, wordurch sie nach Adeline flüchtet und sich dort einer falschen Identität bedient. Das verstärkt das Bild der Mörderin allerdings nur mehr, ohne dass wir wissen, was dazumal überhaupt geschehen ist. Auch war mir Janie anfangs eher wenig sympathisch, durch den Roman wurde sie aber immer sympathisch, weil sie irgendwie menschlicher wurde. Anfangs empfand ich sie zu sehr als Glamour-Girl-Tussi, doch dann kam sie aus dem Gefängnis als taffe Knastbraut, was irgendwie nicht zu ihren 26 Jahren und vorherigem Luxusleben passt. Ihre falsche Identität ist dann die dritte Persönlichkeit, die ich ihr nicht ganz abkaufen möchte und manchmal etwas gekünstelt wirkte, sodass ich doch die Mischung ihrer Identitäten irgendwann interessant und sympathisch fand. Ausserdem konnte ich mich immer besser in sie versetzten im Verlauf ihrer Ermittlungen bezüglich ihrer Mutter, ihrer Zukunft und der damaligen Nacht.
Die Nebenfiguren waren mir zum Grossteil unsympathisch oder einfach zu wenig interessant, manche sogar zu plakativ. Abgesehen von einer Hand voll Personen, waren sie einfach Figuren im Spiel, mehr oder weniger wichtige Teile der Geschichte, aber nicht weiter faszinierend. Erfrischend fand ich hingegen den Schreibstil. Hier und da benutzte Janie eine sehr junge, freche Sprache, schwarzer Humor, Ironie und Sarkasmus fliessen ihr wohl im Blut - aber genau sowas liebe ich zu lesen! An einigen Stellen könnte es jedoch etwas aufgesetzt wirken für den einen oder anderen Geschmack. Ich kann zwar nicht erklären warum, aber an einigen Stellen konnte ich mir Cara Delevigne hervorragend in der Buchverfilmung vorstellen. Und das, obwohl ich kein grosser Fan von ihr bin.
Der Spannungsbogen hält sich gut von Anfang bis Ende. Dazwischen gibt es mehrere kleinere Kapitel, die etwas langatmiger waren und ich mich fragte, wo das Ganze noch hinführen möchte. Doch zum Schluss wird es wieder rasant und das Finale war doch ziemlich unvorhersehbar. Was ich schade fand, ist die Tatsache, dass vieles bezüglich der Mordnacht nicht konsequent aufgelöst wurde. Einige Dinge wurden konkret genannt, andere Rätsel konnte man zwischen den Linien lösen, aber doch einiges blieb ungeklärt betreffend dem Mord. (Oder habe ich das vielleicht überlesen?) Dafür wurden viele Antworten auf die vielen neuen Fragen gegeben, die im Verlauf des ganzen Familiendrama aufgewickelt wurden.
Die Mischung macht's ! In diesem Fall ein Roman mit Teilen aus Krimi, Thriller, High Society und Glamour sowie Familiengeheimnisse.
 

3/5 Sterne