Rezension

Grandioser Auftakt

The Immortals 1: Tochter der Finsternis - Melissa de la Cruz

The Immortals 1: Tochter der Finsternis
von Melissa De La Cruz

Bewertet mit 5 Sternen

Es gibt Bücher, die einen nicht loslassen, die man immer wieder lesen muss, die einen glücklich machen – “The Immortals” löst bei mir genau das aus und noch so vieles mehr.
Nachdem ich diese Reihe bereits mehrfach gelesen habe, ist es nun endlich an der Zeit, alle Bände zu rezensieren. “Tochter der Finsternis” macht dabei den Anfang.

Melissa de la Cruz hat eine Vampirreihe geschaffen, die es so noch nie gegeben hat. Sämtliche Klischees, die man bislang über Vampire kannte, darf man bei dieser Reihe komplett vergessen, denn diese sind allesamt von den Vampiren, hier auch Blue Bloods genannt, erfunden worden, um die Menschen – auch Red Bloods genannt – zu verunsichern.
Blue Bloods sind unsterblich, sterben allerdings trotzdem, da bei ihnen lediglich die Hülle stirbt, das Blut jedoch in einer anderen Hülle wieder geboren wird. Gleichzeitig ist der Durst nach Menschenblut nur sehr gering, da man dies mit extra blutigen Steaks ausgleicht.
Wie man sieht, ist eine typische Vampirgeschichte hier nicht gegeben und genau das fasziniert mich so an dieser Reihe.

Red Bloods und Blue Bloods sind keine Feinde und leben friedlich miteinander, ohne das die meisten Red Bloods etwas von ihrem wahren Wesen erfahren. Die Blue Bloods sitzen in den größten Organisationen, sind in der Politik tätig und arbeiten in Hollywood. Allerdings haben sie auch einen Feind: Die sogenannten Silver Bloods, die Blue Bloods auslöschen wollen, indem sie ihnen sämtliches Blut aussaugen.

Der Schreibstil ist unglaublich toll. Melissa de la Cruz beschreibt die Geschichte direkt aus mehreren Perspektiven, sodass man die wichtigsten Protagonisten direkt besser kennenlernt. “Tochter der Finsternis” wird hauptsächlich aus der Sicht von Skyler erzählt, aber auch Mimi und Bliss lernt man durch den Perspektivenwechsel gut kennen. Die drei Mädchen sind sehr unterschiedlich, was sie umso interessanter erscheinen lässt. Außerdem findet man viele Tagebucheinträge aus dem Jahre 1620, in denen zum ersten Mal über die Silver Bloods und deren Absichten berichtet wird. Die Geschichte liest sich dadurch sehr flüssig und unglaublich spannend und alles andere als vorhersehbar.

Die Charaktere sind sehr unterschiedlich, stammen aber allesamt aus sehr einflussreichen Familien. Mimi und ihr Zwillingsbruder Jack sind die Kinder von Charles Force, der bei den Blue Bloods den Vorsitz übernommen hat. Bliss Vater ist in New York ein einflussreicher Senator und Skylers Familie ist zwar nicht mehr mit Reichtum gesegnet, aber dafür hat ihr Familienname noch jede Menge Einfluss und ein gutes Ansehen. Skylers bester Freund Oliver stammt ebenfalls aus einer sehr reichen, aber dafür weniger einflussreichen Familie.
Auch wenn die Charaktere – außer dem Vampirdasein – nur wenig Gemeinsamkeiten haben und sich stellenweise untereinander nicht leiden können, ist es eine Freude, sie bei ihrer Geschichte in New York zu begleiten. Mimi und ihr Bruder sind die beliebtesten Schüller an der Duchesne und setzen die Trends von morgen. Während Jack sehr sympathisch und authentisch erscheint, ist Mimi das genaue Gegenteil. Sie ist egoistisch, oberflächlich und hat nur Augen für ihren Bruder. Bliss ist noch nicht lange in New York und hatte am Anfang sehr oft mit Abweisung und Lästereien zu kämpfen, bis sich Mimi um sie gekümmert hat und sie zu ihrem Anhängsel wurde.
Skyler ist wie Oliver eine Aussenseiterin an der Schule und hat nur wenige Freunde. Ihren Vater hat sie nie kennengelernt, ihre Mutter liegt seit ihrer Geburt im Koma und ihre Großmutter ist eine kühle Person, die ihr nicht unbedingt das wärmste Zuhause bietet. Als sie von ihrem Vampirdasein erfährt, möchte sie es zunächst nicht glauben und wünscht sich nichts mehr, als plötzlich wieder das unscheinbare Mädchen zu sein, dass in der Schule nicht aufgefallen ist. Allerdings wird sie im Verlauf der Geschichte immer mutiger und beginnt, auch mal selbst in den Mittelpunkt zu treten. So wird sie u.a. zusammen mit Bliss das Gesicht einer neuen Kampagne für eine Jeansmarke.
Auch Oliver und Bliss werden mutiger. Zusammen mit Skyler versuchen sie herauszufinden, wer oder was die Silver Bloods sind und möchten um jeden Preis verhindern, dass sich diese den Blue Bloods nähern, nachdem bereits mehrere Vampirteenager von diesen angegriffen und getötet wurden.

Bei der deutschen Ausgabe gibt es einen Kritikpunkt, den ich einfach nicht unkommentiert lassen kann, nämlich das Cover. Wenn ich das deutsche Cover mit der Originalausgabe vergleiche, ist das ein Unterschied wie Tag und Nacht. Die Originalausgabe wirkt romantisch und zeigt anhand der Bisse am Hals direkt, worum es in diesem Buch ansatzweise geht. Bei der deutschen Ausgabe herrscht allerdings eine viel zu düstere Stimmung und das Mädchen auf dem Cover, das Skyler darstellen soll, ist nur eher mäßig gelungen. Die Kurzbeschreibung ist dagegen in Ordnung, aber auch nicht mehr. Es wäre schön gewesen, wenn man mehr auf die Blue Bloods eingegangen wäre, denn sonst erweckt das Buch schnell den Eindruck, ein 0815-Vampirroman zu sein. Was mich ebenfalls verwundert, ist der Titel der Reihe. “The Immortals” passt zwar an sich ganz gut, allerdings hätte man auch sehr gut den Originaltitel “Blue Bloods” beibehalten können, der deutlich besser gepasst hätte. Manchmal sind Veränderungen – und mögen sie noch so klein sein – nicht immer gut. Sehr schade, das hat die Reihe nicht verdient.

“Tochter der Finsternis” ist ein grandioser Auftakt der “The Immortals”-Reihe, der mich auch nach dem fünften Mal problemlos in den Bann ziehen konnte. Man kann nur hoffen, dass diese Reihe irgendwann aus dem Geheimtipp-Status heraus wächst und noch viele Leser findet, die genauso begeistert sind, wie ich es bin. Empfehlenswert!