Rezension

Grausame Wahrheit, spannend verpackt

Der Henker von Lemgo - Bettina Szrama

Der Henker von Lemgo
von Bettina Szrama

Bewertet mit 5 Sternen

Mittelalter- damit verbindet man schnell Hexen, Zauberer, Verbrennungen, Folter. Lemgo, ein Ort in Nordrhein-Westfalen, kann davon viel erzählen, denn dort gab es wohl genügend Hexen und Hexenmeister, die gefoltert und getötet wurden.

Die Geschichte um den Henker David Clausen und Maria Rampendahl, die letzte Hexe von Lemgo, beginnt um 1655. Jungfer Maria, ein junges Mädchen, ist dabei, als ihr Schulmeister Hermann Beschoren enthauptet und verbrannt wird, weil man ihn der Hexerei beschuldigt und er unter der Folter schließlich gestanden hat. Seine Schüler werden daraufhin nach Detmold gebracht, nur Maria bleibt in Lemgo, unter dem Schutz ihres Vaters, dem Brauer Rampendahl. Doch die Gefahr, auch Maria als Hexe anzuklagen, bleibt bestehen. Immer wieder gibt es Gerüchte um sie, über Jahre hinweg. Selbst mit 30 ist sie immer noch nicht verheiratet, die Burschen der Stadt trauen sich nicht, um sie zu werben. Außerdem gehört ihr Herz einem anderen- dem Henker von Lemgo. Auch er ist ihr nicht abgeneigt, doch er bleibt seiner Frau treu.

Als der Landmann und Hexenjäger Hermann Cothmann schließlich Bürgermeister von Lemgo wird, nimmt die Gefahr für Maria noch zu.

Meine Meinung

Ich muß gestehen, zu Beginn zog sich die Entwicklung der Geschichte etwas hin, die ersten 70 bis 80 Seiten empfand ich als zäh und widerspenstig. Doch im Verlauf wurde das Gesamtbild kompakter, und ich fand mich gut in die Geschehnisse ein.

Bettina Szrama hat ihr Rechere gründlich betrieben, vieles entspricht in der Tat der Wahrheit, und gerade das ist letztendlich das bedrückende an diesem Roman: Er entspricht zu ca. 80% der Wahrheit, und im Verlauf wird dem Leser schnell klar, was das eigentlich bedeutet: All die Ereignisse haben sich so oder so ähnlich zugetragen, die Menschen haben tatsächlich so gelitten, sind gequält worden, viele wurden trotz ihrer Unschuld gefoltert und verbrannt.

Die Handlungen des Henkers werden teilweise sehr detailliert dargestellt, der Leser wird nicht geschont, die Grausamkeiten sind realistisch und, wie ich finde, auch nicht übertrieben.

Gleich zu Beginn hat Bettina Szrama eine Liste der beteiligten Personen aufgestellt, die die Zuordnung der Einzelnen sehr vereinfacht, und man so nicht durch das ganze Buch blättern muß, um die Verbindung der Personen untereinander zu verstehen.

Trotz aller Härte kommt auch die Liebe nicht zu kurz, diese ist aber, so die Autorin, nicht der Wahrheit entsprechend, zumindest, was den Henker David und Maria miteinander betrifft.

Insgesamt ließ sich diese Geschichte nach anfänglichen Startschwierigkeiten gut lesen, daran konnte auch die teilweise ordinäre, dem Mittelalter entsprechende Ausdrucksweise nichts ändern.

Unterm Strich

Grausame Wahrheit in der Geschichte der Menschen, spannend verpackt in einem historischen Roman, dafür vergebe ich 5 Sternthaler.