Rezension

Grimms Albtraum

Grimms Albtraum: Annette von Droste-Hülshoff
von Esther Grau

Bewertet mit 4 Sternen

"Grimms Albtraum" von Ester Grau ist ein mit liebe zum Detail gestaltete Nacherzählung des Lebens der Annette von Droste-Hülshoff. Das Buch beginnt mit der Geburt von Annette als Frühchen, das schnell zur Amme kam. Nicht nur das Leben der Amme Maria Catharina Plettendorf wurde verändert, auch prägte diese gerade mit ihren Geschichten auch Annette. Das erste Kapitel, geschrieben aus der Kindheit/Jugend von Annette, liest sich schnell weg und zeigt ganz viel aus der Zeit um 1800, die Stände, die unterschiedlichen Lebensweisen und die Rolle der Frau.

Cover: Das einzige, was ich aus dieser Zeit für Frauen schön finde, sind die Kleider. Das Cover zeigt eine halbe Frau in einem schönen Kleid.

Schreibstil: Erst schrieb Ester Grau recht locker und zog dann an. Viele historische Daten, Personen und Zusammenhänge ließen mich das eine oder andere Mal im Netz nachforschen und mich darüber staunen, wen Annette alles kannte oder mit wem sie im Laufe der Zeit Freundschaft schloss.

Ein Personen-Zeitregister hätte etwas mehr Licht ins Dunkel des 19. Jahrhunderts gebracht. Auch hätte ich bei dem Titel mehr an die Brüder Grimm gedacht, nur kamen diese, besonders Wilhelm, eigentlich mehr im Zusammenhang mit Jenny, der Schwester von Annette, vor, da diese auf einen Heiratsantrag von Wilhelm hoffte.

Das Buch zeigt auch die Geschichte einer Frau, die versucht, sich durchzusetzen. Annette wurde schulisch gefördert, hatte dann aber bitte ihrem Stand zu entsprechen: heiraten und Kinder bekommen. Annette sah das aber ganz anders. Sie schrieb und wollte die Bücher auch unter ihrem Namen veröffentlichen - eine zu damaliger Zeit einem Skandal gleichkommende Unmöglichkeit. Ihre herrschsüchtige, oft lieblos wirkende Mutter trug ihren Teil dazu bei.
Auch war sie, was Männer anging, recht "modern": Levin, ein 17 Jahre jüngerer Jurastudent...
Da Annette immer schon mit der Gesundheit im Argen lag, trotz Homöopathie - die Geschichte um die Homöopathie ist übrigens ebenfalls ein toller Teil dieses Buches - starb sie leider früh mit 51 Jahren im Beisein ihrer Nichte Gundel, um in die Arme ihres Vater zu gleiten, wohl der wichtigsten Person in Annettes Leben.