Rezension

gruselige Abschlussfeier

Das Geflecht - Andreas Laudan

Das Geflecht
von Andreas Laudan

Bewertet mit 5 Sternen

Abschlussfeier von der Realschule - könnte eine langweilige Veranstaltung werden- mit ein bisschen Musik, zu der kaum jemand tanzt, weil sich die Meisten dabei blöd vorkommen, wenig alkoholischen Getränken, da ja niemand volljährig ist und wilden Versprechungen, dass man sich natürlich noch lange nach der Schulzeit wiedersieht. Justin, Finn, Dana und Laura haben für ihre Party jedoch was ganz anderes geplant. Sie steigen in ein eigentlich verschlossenes Bergwerk ein, klettern bis 60 Meter tief unter die Erde, suchen sich einen geeigneten Raum und schon kann es los gehen - soweit der Plan. Doch es kommt alles ganz anders, zwei der Jugendlichen stürzen in eine dunkle Höhle und als wäre das noch nicht schlimm genug, werden auch die Helfer wenig später durch einen Schachteinsturz mit eingeschlossen. Ein dramatischer Kampf ums Überleben beginnt.

Die vier Jugendlichen sind völlig unterschiedlich, Laura und Finn machen sich scheinbar kaum Gedanken um die Gefahr, die ihr Vorhaben mit sich bringt, Justin hingegen freut sich total auf den Nervenkitzel und Dana ist die Vernünftigste in der Runde. Sie hält eigentlich nichts von all den verbotenen Dingen, schon gar nicht von Drogen.

Laura und Finn spielen im weiteren Verlauf des Buches eher eine untergeordnete Rolle, über das Liebespaar Justin und Dana erfährt man da schon mehr. Justin ist ein kleiner Draufgänger, macht gern mal gefährliche und illegale Sachen, doch als das Unglück passiert, macht auch er sich schwere Vorwürfe, dass er es hätte verhindern können und setzt alles dran seine Freundin zu retten. Diese liebevolle, besorgte Seite, die da an ihm durchkommt, fand ich besonders schön. Wenn ein Mann dann doch merkt, wie sehr ihm seine Freundin ans Herz gewachsen ist und was er alles tun würde um sie zu retten, einfach toll.

Und auch Dana wandelt sich während der Geschichte. Vom kleinen, schüchternen Angsthasen entwickelt sie sich zu einer mutigen, tapferen jungen Frau, die ihre Furcht in den Griff bekommen kann, wenn sie sich konzentriert. Diese Veränderung war sehr spannend und ich habe stellenweise richtig mit gefiebert, ob es ihr wohl gelingt die anstehenden Herausforderungen zu meistern.

Auch Leon und Tia waren mir sofort sympathisch, man merkt, dass die beiden schon länger ein gutes und eingespieltes Team sind, obwohl die Fronten nicht in allen Bereichen so ganz geklärt zu sein scheinen. Besonders Tia hat mich mit ihren Fähigkeiten beeindruckt, sie ist blind, erstaunlich, wie gut sie klettern und sich zu Recht finden kann. Trotz ihres schweren Schicksalsschlags hat sie nie aufgegeben und kämpft sich durchs Leben. Dieser Mut überträgt sich auch auf ihre Mitstreiter in den dunklen Gängen des Bergwerks.

Die Überschriften bzw. Namen haben dem Leser immer einen guten Hinweis darauf gegeben, um wen es sich im nächsten Abschnitt drehen wird. Die Gedanken und Gefühle wurden während des gesamten Thrillers in der dritten Person erzählt, jedoch lag der Fokus in den einzelnen Teilen immer mal wieder auf einer anderen Person. Dadurch hat die Handlung an Komplexität zugenommen und man hat einen super Einblick bekommen in all die Handlungen, die parallel abliefen.

Der Schreibstil gefiel mir sehr gut, er war leicht verständlich und gut dem Alter der Protagonisten angepasst. Kleine wissenschaftliche Ausblicke hat man durch die Unterhaltungen zwischen Tia und Leon bekommen, die dem Leser immer mehr Anhaltspunkte zu dem geheimnisvollen Geflecht liefern.

Auch das Cover hat mich sehr angesprochen. Es ist im Original viel schöner als nur auf dem Bild im Internet. Der Mix aus leuchtendem Weiß und Grün mit dem düsteren Dunkelgrün und Schwarz ist einfach toll gewählt und unterstreicht die raffinierte Oberflächengestaltung.

Ich kann diesen Thriller absolut weiterempfehlen. Es war zu jedem Zeitpunkt total spannend und fesselnd. Es passierten immer wieder Dinge, mit denen man nicht rechnet und man fragt sich, ob es überhaupt noch machbar ist, unter all diesen Umständen, dem tödlichen Gefängnis zu entgehen. Schön finde ich auch den Realitätsbezug, der am Ende des Buches noch einmal dargestellt wird. So schlimm der Gedanke auch ist, es wäre wirklich möglich in so einer Situation zu stecken!