Rezension

Gut ausgedachter Fantasy-Dystopieroman mit ein paar Längen

Die Fäden der Zeit - Lori M. Lee

Die Fäden der Zeit
von Lori M. Lee

Bewertet mit 4 Sternen

Nur wenn sie ihr Geheimnis aufs Spiel setzt, kann sie ihren Bruder retten!

Das Cover:
Abgebildet ist eine junge Frau (vermutlich Kai) in einem Mantel mit einer Umhängetasche. Sie lächelt ganz leicht. In ihren Händen hält sie vorsichtig mehrere dünne Fäden, die sehr sicher die Fäden der Zeit darstellen sollen. Im Hintergrund kann man leichtt Gebäude erkennen, evtl. soll das das Labyrinth darstellen. Das Cover passt auf jeden Fall sehr zur Geschichte und es ähnelt sehr dem Orignalcover (siehe hier).

Die Geschichte:
Die siebzehnjährige Kai lebt zusammen mit ihrem Bruder Reev, der sie als Kleidkind adoptiert hat, im Labyrinth von Ninurta. Ninurta wird regiert vom mächtigen Kahl Ninu, der Magie besitzt und die Stadt mit seiner Magie sichert. Kai arbeitet als Postbotin, ihr Bruder als Aufpasser/Türsteher in einem Etablissement, um Punkte für ihr tägliches Leben zu erwirtschaften. Eines Tages ist Reev jedoch plötzlich verschwunden! Kai macht sich große Sorgen und begibt sich auf Spurensuche. Der Chef von Reev erzählt Kai, dass er ihren Bruder an den Schwarzen Reiter verkauft habe. Kai macht sich mit ihrem einzigen Freund Avan auf die Suche nach ihrem Bruder, jedoch außeralb von Ninurta, wo es mysteriöse Wesen namens Gargoyles gibt. Kai und Avan erfahren auf ihrer Reise mehr über die Wiedergeburt, den Kahl, die Magie … und über Reev.

Meine Meinung:
Nachdem ich im Frühjahrsprogramm des Blanvalet-Verlages ‚Die Fäden der Zeit‘ entdeckte, war ich sehr gespannt auf die Geschichte. Diese spielt in einer neuen Zeit nach der mysteriösen Wiedergeburt. Die Stadt Ninurta, in der Kai lebt, wird von dem Kahl Ninu beherrscht und beschützt. Die Welt von Kai ist sehr neu: Es gibt magische mechanische Wesen namens Grautiere, die mit magischen Energiesteinen betrieben werden und Punkte, um den Lebensunterhalt zu bestreiten. Alles etwas schwierig zu verstehen, doch im Laufe der Geschichte habe ich mich da reingefunden. Genauso wie in die Tatsache, dass Kai weiblich ist, obwohl in Deutschland Kai ja eher ein Männername ist.

Die Autorin hat es mit ihrer sehr bildhaften und ausführlichen Beschreibung geschafft, dass ich mir das Labyrinth, Ninurta und Kais Umgebung im Allgemeinen sehr gut vorstellen konnte. Sehr interessant finde ich die Tatsache, dass es in Kais Welt kein Geld, sondern Punkte gibt, die sie sich verdienen müssen. Auch das mit den Energiesteinen ist eine interessante Idee, über die ich in den Fortsetzungen gerne noch mehr erfahren möchte. Dank einen Blick auf das Cover vom zweiten Band, der im Original ‚The Infinite‘ heißt, kann ich mir nun die Grautiere, die mit magischen Energiesteinen ‚funktionieren‘, sehr gut vorstellen.

Natürlich erfährt man als Leser nach und nach, wer hinter den geheimnisvollen Entführungen steckt, welche Motive die Person hat und was Reev mit alldem zu tun hat. Die Geschichte wirft viele Fragen und Rätsel auf, gibt aber auch einige Auflösungen. Die Idee, dass Kai die Zeit in gewisser Weise manipulieren kann, ist wirklich gut und sie gefällt mir. Kai ist mutig, liebt ihren Bruder und würde alles tun, um ihn zu retten. Über Reev erfährt man nicht so viel, da er die meiste Zeit verschwunden bzw. beeinflusst ist. Avans Vergangenheit wird leicht angedeutet, er selbst scheint jedoch damit kein Problem zu haben und zeigt Kai nunmehr seine Zuneigung. Ich fand, dass man im Laufe der Geschichte schon merkt, wie eine leichte Romantik zwischen Kai und Avan entsteht. Diese war für mich realistisch, nachvollziehbar und gut ausgearbeitet.

Der Schreibstil von Lori M. Lee ist sehr angenehm und recht flüssig zu lesen. Die Beschreibungen sind ausführlich, jedoch ist die Kais Welt sehr neu und am Anfang schwer zu verstehen bzw. sich vorzustellen. Daher ist das Buch am Anfang leider etwas schwer, aber es wird im Laufe der Geschichte besser. Es gab Spannungshöhepunkte, aber leider auch ein paar Längen. Doch insgesamt ist das Buch eine gut ausgedachte Story und, mal eine wirkliche Überraschung, ohne Cliffhanger. Trotzdem ist eine Fortsetzung veröffentlicht worden, die ‚The Infinite‘ heißt. Wann dieser Band auf Deutsch erscheint, ist noch unklar.

Meine Bewertung:
‚Die Fäden der Zeit‘ ist ein wirklich guter Fantasy-Dystopieroman, der mich mit einer gut ausgedachten Idee überzeugen konnte. Leider gibt es ein paar Längen und auch die ausführlichen Beschreibungen sind nicht immer leicht. Von daher gibt es von mir vier wirklich gute Sterne.