Rezension

Gut geschrieben, aber leider eine unglaubwürdige und naive Hauptfigur

Die Steinheilerin - Elke Thomazo

Die Steinheilerin
von Elke Thomazo

Bewertet mit 2.5 Sternen

Hauptfigur ist leider unglaublich naiv und die Geschichte sorgte bei mir für Kopf schütteln

Freising im 16. Jahrhundert: Die junge Gret lässt sich von der Hebamme Brigitta ausbilden und möchte später in ihre Fußstapfen treten. Brigitta ist Hebamme, aber auch Heilerin und benutzt dafür verschiedene Steine, deren Wirkweise sie auch ihrer jungen Schülerin näher bringt. Als es in Freising zu einer Reihe von schweren Unwettern kommt, sind die Bürger immer mehr davon überzeugt, dass es sich dabei um Hexenwerk handelt und lassen den berühmt berücktigten Henker und Scharfrichter Jörg Abriel kommen. Brigitta wird natürlich direkt angeschwärzt: Als Hebamme und Heilerin ist sie den örtlichen Apothekern und Ärzten ein Dorn im Auge und hat darüber hinaus niemanden, der für sie einsteht. Gret versucht ihrer Lehrmeisterin und Freundin zu helfen und gerät dabei schnell selbst ins Visier der Hexenverfolger. Im letzten Moment kann sie fliehen.

Dieses Buch hat mich aufgrund des Schauplatzes Freising sehr interessiert und die Kombination mit der Erwähnung der Heilsteine, fand ich sehr spannend. Der Roman liest sich rein sprachlich auch sehr flüssig und ich fand es sehr faszinierend und erschreckend Details über die Hexenprozesse in Freising zu lesen. Die Heilsteine und ihre Anwendungen kommen auch zum Teil vor, jedoch hätte ich mir hier noch mehr Informationen und sogar einen stärkeren Fokus darauf gewünscht.

Im Mittelpunkt steht Gret, die für mich aber leider nicht so richtig ins Bild gepasst hat. Nach heutigen Maßstäben könnte man sagen, dass sie emanzipiert ist und einfach tut und lässt, was sie möchte, in einem historischen Roman finde ich jedoch so eine Frauenfigur immer etwas fragwürdig. Gleichzeitig ist Gret zwar vorwitzig und mutig, aber gleichzeitig sehr naiv und zwar so naiv, dass es für mich schon an Dummheit grenzte. Auf der einen Seite kennt sie die Gefahren, weiß ganz genau, was Sache ist und begibt sich dann sehenden Auges ins Elend und setzt ihr Leben und auch dass ihrer Lieben fahrlässig aufs Spiel.
Fast alle anderen Charaktere sind dabei immer sehr schnell von Gret eingenommen und es gibt wirklich nur ein paar wenige ausgewählte, eindeutig böse Personen, die Gret nicht mögen und ihr versuchen das Leben schwer zu machen. Da Gret aber nicht nur emanzipiert, sondern auch mit einer unglaublich robusten Gesundheit und ganz viel Glück ausgestattet ist, kann ihr niemand wirklich etwas anhaben.

Leider führte dies dazu, dass ich irgendwann von der Hauptfigur relativ genervt war und bei einigen ihrer Aktionen einfach nur noch die Augen verdrehen konnte. Da handelt sie wirklich einfach ohne zu überlegen und hat jedesmal Glück im Unglück. Das ist einfach irgendwann zu viel des Guten.

Das Ende war dann für mich auch sehr seltsam und ich finde das Fazit, das man als Leser daraus ziehen könnte, höchst fragwürdig. Völlig abrupt, nimmt die Geschichte eine doch sehr brutale Wendung und ich blieb ziemlich entsetzt zurück.

Alles in allem lässt sich das Buch zwar gut lesen und die Hintergründe zur Geschichte von Freising fand ich ganz spannend, jedoch sind die Charaktere und gerade die Hauptfigur zum Teil leider sehr naiv und einfach gezeichnet und haben bei mir sehr oft für Kopf schütteln gesorgt.

Insgesamt vergebe ich dafür 2,5 Sterne