Rezension

Gut, nach Startschwierigkeiten

Das Gutshaus - Glanzvolle Zeiten
von Anne Jacobs

Zwischen Krieg und Mauerfall ...

Kurz zur Geschichte
(lt. Verlagsseite)

Seit Jahrhunderten in Familienhand, verloren und wiedergefunden – ein Gutshaus, eine Familie und ein dramatisches Schicksal …

Franziska kann es nicht glauben: Endlich ist sie wieder in ihrer Heimat auf Gut Dranitz. In den Wirren des zweiten Weltkriegs musste sie das herrschaftliche Anwesen im Osten verlassen. Lange gab es keinen Weg zurück. Trotzdem ließ sie die Sehnsucht nicht mehr los. Nie konnte sie die glanzvollen Zeiten vor dem Krieg vergessen, ihre Träume und Wünsche von einem Leben an der Seite ihrer großen Liebe Walter Iversen. Alles schien möglich. Doch der Krieg trennte die Liebenden und machte ihre Träume zunichte. Aber Franziska gab die Hoffnung nie auf.

Meine Meinung
Mit "Glanzvolle Zeiten" hat die Autorin Anne Jacobs den ersten Band der Gutshaus-Saga vorgelegt und der dicke Roman hat mir, nach einem etwas schwierigen Einstieg, doch noch gut gefallen.
Die Geschichte beginnt im Jahre 1939 und spannt dann einen Bogen zum Jahr 1990, kurz nach dem Fall der Mauer. Hier muss ich kurz einschieben, das mich dieses Klischee "dummer Ossi, schlauer Wessi" sehr gestört hat und das dies auch ziemlich drastisch bzw. überspitzt beschrieben wird. Zudem waren mir einige Passagen zu langatmig und zu oft wiederholt. Das ist aber auch alles, was mir nicht so gefallen hat.
Die Charaktere sind sehr gut ausgearbeitet und den Zeiten entsprechend angepasst. Die Hauptperson Franziska von Dranitz (heutige Kettler) hat mir besonders imponiert. Damals wurde sie als junge Frau aus dem Gutshaus vertrieben, in den Kriegsjahren, und nun, nach der Wende, kehrt sie als 70jährige Dame zurück in ihre alte Heimat. Klar, dass das Gutshaus nun nicht mehr so aussieht wie früher. Die 50 Jahre sind nicht spurlos an dem Bau und den Ländereien vorübergegangen. Doch Franzi setzt alles daran wieder Herrin des verfallenen Hauses zu werden, um es zum Hotel umzubauen und so wieder die alte Heimat für sich neu zu finden. 
Ein dunkles Geheimnis, zieht sich durch die beiden Erzählungen vom Damals bis ins Heute, und es löst sich erst auf den letzten Seiten auf. Der Schreibstil ist gut zu lesen und durch die wunderbaren Beschreibungen wie das Gutshaus, in den 1940er Jahren aussah, hatte ich Bilder im Kopf wie schön es damals gewesen sein muss. Sehr gut gefallen und berührt haben mich die Tagebucheinträge von Franzi´s Schwester Elfriede, die kein einfaches Leben hatte, vor allem als sie von Mutter und Schwester getrennt wurde und sich ein Aussehen als Junge aneignete, um von den Soldaten in Ruhe gelassen zu werden. Diese schlimme Zeit ist eindrucksvoll und beklemmend erzählt worden. Zum besseren Überblick und Verständnis sind die verschiedenen Zeiten in unterschiedlichen Schriftarten verfasst, die es einfach machten, der jeweiligen Epoche zu folgen. Franzi schwelgt nicht nur in Erinnerungen an die alte gute Zeit, auch im Heute hat sie mit ihrer Enkelin, ihrer Urenkelin und einigen Menschen aus der damaligen genug zutun um einige ungeklärte Umstände doch noch zu erfahren. Doch wie wird sie damit umgehen können, denn eines ist ganz sicher, ihr Leben wird völlig auf den Kopf gestellt.

Fazit
Freundschaft, Familienbande, Dramatik, Krieg, Liebe, das Verlieren eines Zuhauses und deren Wiederfinden nach über 50 Jahren, dies alles vereint dieser Roman, der mich nach anfänglichen Schwierigkeiten, doch noch begeistern konnte.