Rezension

gute Unterhaltung, aber vorhersehbar und wenig Tiefgang

Winterblüte, 6 Audio-CDs - Corina Bomann

Winterblüte, 6 Audio-CDs
von Corina Bomann

Bewertet mit 3 Sternen

Anfang Dezember 1902 findet Christian Baabe am Ufer der Ostsee ein etwa 18 Jahre altes Mädchen. Scheinbar ist sie im Sturm der vergangenen Nacht von einem Schiff geweht worden. Er bringt sie nach Hause. Im Gästehaus seiner Eltern wird sie untersucht und gepflegt, sehr zum Ärger seiner Mutter, die befürchtet, es könne sich um eine Schmarotzerin handeln, die ihrer Familie nur Unglück bringt, wie es auch ihren Eltern passiert ist. Das Mädchen kann sich an gar nichts erinnern, hat keine Ahnung, wer sie ist. Sie bekommt den Namen Barbara, denn sie hatte einen Barbarazweig bei sich, ein Zweig, der am 4. Dezember geschnitten wird und Glück bringt, wenn er zu Weihnachten blüht. Barbara freundet sich mit Johanna, der Tochter der Familie Baabe an. Johanna soll zu Weihnachten endlich verkünden, welchen ihrer Verehrer sie heiraten will. Dabei will sie jedoch gar keinen ihrer offiziellen Verehrer, denn sie liebt nur Peter. Die Familie Baabe und Peters Familie entzweit jedoch eine alte Fehde und Johannas Eltern würden ihr nie eine Ehe mit Peter erlauben.

 

Es ist eine nette Geschichte, die mich gut unterhalten hat. Es handelt sich jedoch auch nicht gerade um hochgeistige Literatur. Die Probleme aller Personen sind recht schnell angesprochen: Die unglückliche Liebe von Johanna inklusive der alten Fehde der beiden Familien, die sich anbahnende Liebe von Christian und Barbara, der Gedächtnisverlust von Barbara und die durch nichts gestützte Angst der Mutter, Barbara könne eine Schmarotzerin sein und der Familie Unglück bringen. Die Probleme bleiben auch eine ganze Weile bestehen und es geht kaum voran, obwohl meiner Meinung nach die Lösung bzw. Entwicklung aller Probleme schon recht früh vorhersehbar ist. Ich wurde dann in meinen Erwartungen auch nicht enttäuscht, es gab keine Überraschungen.

 

Die Charaktere aller Personen werden nur recht knapp umrissen. Es sind allseits bekannte Stereotypen: Die herrschsüchtige Mutter, die alles kontrollieren will; die von Verehrern umschwärmte Tochter mit ihrer unglücklichen Liebe; die schutzbedürftige junge Frau, in die der junge Herr des Hauses sich verliebt; das neidische und intrigante Zimmermädchen, das den jungen Hausherren gerne selbst ehelichen würde. Die Charakterzüge jeder einzelnen Person sind jedoch nicht sehr stark ausgeprägt, sondern alles läuft recht gemäßigt ab. Überraschenderweise ändern sich einige Charaktere zum Ende hin und legen ihre negativen Eigenschaften ab bzw. erkennen, dass sie falsch lagen. Das fand ich dann doch etwas überraschend und nicht unbedingt zum Charakter bzw. zur damaligen Zeit passend, wo Selbsterkenntnis und Einsicht nicht unbedingt zum Alltag gehörten.

 

Ich habe das Hörbuch gehört mit Merete Brettschneider als Sprecherin. Es war mein erstes Hörbuch, das sie gesprochen hat. Und ich fand sie richtig gut. Sowohl ich wie auch mein Freund, der vieles mitbekommen hat, konnten ihrer hellen Stimme sehr gut zuhören. Und sie hat den verschiedenen Charakteren auch gut Leben eingehaucht, indem sie jedem eine eigene Stimme verliehen hat, ohne dass es kindisch wirkte. Und ihre Stimme passte auch sehr gut zur gesamten Geschichte. Ich würde ihr gerne wieder zu hören in anderen Hörbüchern.

 

Der Roman hat mich gut unterhalten, aber ich fand ihn zu vorhersehbar und mir fehlte der Tiefgang in den Charakteren. Die Änderungen in den Charakteren zum Ende hin fand ich nicht glaubhaft.