Rezension

Guter Anfang, jedoch war das Ende nicht mehr so spannend

Solang die Welt noch schläft - Petra Durst-Benning

Solang die Welt noch schläft
von Petra Durst-Benning

Bewertet mit 4 Sternen

Handlung:

Josefine, Tochter eines Schusters und somit Angehörige der Mittelschicht, kennt größtenteils nur das Leben in der Werkstatt des Vaters. Sie schuftet den ganzen Tag in der Werkstatt und bekommt dafür nicht sonderlich viel Aufmerksamkeit oder Lob. Nach einem tragischen Unglück muss Josefine zur Kur in den Schwarzwald, wo sie nicht nur eine neue Freundin findet, sondern auch eine neue Leidenschaft kennenlernt: das Velo fahren. Zurück in ihrer Heimatstadt Berlin nutzt Josi jede Chance, um näheres über das Velo herauszufinden und sehnt immer die Augenblicke herbei, wenn sie auf dem Rad des Vaters einer Freundin fahren kann. Bis ihr eines Tages ein Missgeschick passiert, welches Folgen mit sich zieht und Josefine´s Leben vollkommen verändert.

 

Meinung:

Das Buch fand ich eine lange Zeit sehr spannend und konnte es kaum aus der Hand legen. Nicht nur die Handlung hat mich begeistert, sondern auch die Geschichte über das Velo fahren und die Entwicklung dessen fand ich sehr spannend. Leider hat irgendwann die anfängliche Begeisterung nachgelassen und das Buch war für mich kein Hit mehr. Das lag daran, dass ich das Gefühl hatte, dass sich die Handlung im Laufe immer mehr gezogen hat und teilweise gar nichts passiert ist.

Der Handlungszeitraum des Buches erstreckt sich über mehrere Jahre, von 1889 bis 1897. Dabei gibt es besonders in der ersten Hälfte des Buches immer wieder Rückblicke, bei denen man als Leser einiges aus Josi´s Vergangenheit erfahren hat und sich somit auch einen besseren Überblick über ihre Kindheit machen kann.

Es gibt immer wieder Zeitsprünge, in denen zum Beispiel ein ganzes Jahr vergangen ist und diese wurden dann in drei Sätzen beschrieben. Das fand ich sehr knapp und hat für mich auch dazu beigetragen, das ich das Buch nicht mehr ganz so interessant fand, wie am Anfang.

Die Charaktere sind sehr klar und deutlich beschrieben, sodass man als Leser sofort ein Bild vor Augen hatte. Mir hat es dabei gut gefallen, dass die Autorin dem Leser wirklich selbst überlassen hat, ob man die Protagonisten sympathisch findet. Auch die Charakterzüge wurden schnell klar und jeder Protagonist wurde sehr individuell gestaltet, man hat gemerkt, dass sich die Autorin viel Mühe gegeben hat, die Charaktere zu zeichnen.

Mit dem Schreibstil bin ich sehr gut klargekommen, ich konnte durchweg flüssig lesen und es wurden kaum Fachbegriffe genutzt. Trotz der einfachen Sprache gab es aber sehr schöne Beschreibungen der Landschaft oder von Objekten, welche mir gut gefallen haben.

Während es anfangs noch den Anschein hattem als würde man nur die Handlungen und Erinnerungen von Josefine erleben, wechselt dies mit der Zeit und man erfährt noch einige wenige Dinge über andere Protagonisten.

Mir hat es gefehlt, dass Personen, die eine Zeit lang wichtig waren und Josefine geprägt haben, irgenwann nicht mehr erwähnt wurden und sie scheinbar auch nicht mehr an diese gedacht hat. Das ist ein kleines Detail, was für manche vielleicht unwichtig ist, mir jedoch gefehlt hat.

 

Fazit:

Auch wenn das Buch für mich leider am Ende nicht mehr so spannend war, wie noch am Anfang, fand ich es sehr interessant, einen Einblick in die Anfänge des Velofahrens zu bekommen, sowie auch das Berlin des 19./20. Jahrhunderts kennenzulernen. Mir hat es sehr gut gefallen, dass das Buch auch wichtiges Botschaften vermittelt und somit möglicherweise den Leser dazu anregt, nicht immer so hart zu urteilen und niemals aufzugeben.