Rezension

Guter Ansatz - Ausführung zu wenig durchdacht

Denn nichts bleibt vergessen
von Harriet Lane

Bewertet mit 3 Sternen

Ein Roman mit psychopathischen Elementen, der spannungstechnisch nicht überzeugen konnte - Viel Lärm um Nichts, leider.

Cover und Aufmachung:
Das Cover zeigt einen Schatten einer Frauengestalt, der sich im Wasser spiegelt. Irritierenderweise steht das Bild auf dem Kopf, was einen im Buchladen unwillkürlich aufmerksam werden lässt. Die Farbgebung ist in dunklen, blau-schwarzen Tönen gehalten, wodurch eine unheilvolle Stimmung verbreitet wird. Obwohl es nur als Roman deklariert ist, erwartet man etwas im Genre Krimi bzw. Thriller.

Inhalt:
Es geht um die beiden Frauen Nina und Emma, beide Anfang 40. Sie sind sehr unterschiedlich: Nina erfolgreiche Künstlerin mit glücklicher Ehe und fast volljähriger Tochter, hat alles im Griff, Emma dagegen kämpft mit einer angespannten Ehe und 2 kleinen Kindern, ist ständig von Geldsorgen geplagt und mit ihrer Situation eher überfordert. Beide eint eine Begegnung in der Vergangenheit, die Nina sehr präsent ist und weswegen sie Emma verfolgt und sich immer mehr in ihr Leben drängt. Emma dagegen erinnert sich nicht, für sie ist Nina eine neue Freundin, der sie sich  anvertraut und die ihr hilfreich zur Seite steht.

Mein Eindruck:
Ich hatte das Buch schon vor Erscheinung auf meiner Wunschliste und konnte es kaum erwarten, dass es erscheint. Die Geschichte versprach vom Klappentext her Spannung pur.

Der Auftakt ist dann auch gleich spannend, in dem beschrieben wird, wie Nina Emma zufällig in London sieht und sich überlegt, wie sie plant, an sie heranzukommen. Dabei wird gleich eindeutig, dass es ein düsteres Geheimnis aus der Vergangenheit sein muss, das Nina offenbar sehr verletzt hat, für Emma aber damals keine große Rolle spielte. Und dieses Geheimnis, die Frage, warum sich Nina im weiteren Romanverlauf so verhält, wie sie es tut, ist auch die treibende Kraft, die den Leser dazu treibt, das Buch bis zum Ende zu lesen.

Leider verliert der Roman zwischenzeitlich die zuvor aufgebaute Spannung wieder. Die Geschichte wird abwechselnd aus Ninas und Emmas Sicht geschildert. Das ist einerseits interessant, die unterschiedlichen Interpretationen der gleichen Situation zu sehen, aber teilweise auch sehr langatmig, da auch die ganzen Dialoge in voller Länge doppelt zu lesen sind. Hinzu kommt, dass die Autorin stellenweise Spuren in die Vergangenheit legt, die den Leser aufhorchen lassen, seine Aufmerksamkeit wecken. Diese verpuffen jedoch recht schnell, da die Erzählung dann wieder in zu langatmigen Ausführungen über die Alltagsgeschehnisse der beiden Frauen mündet. Die Auflösung am Ende hat sehr enttäuscht. Es wurden einfach zu viele Hinweise gegeben, die am Ende keinen Sinn machten, zu viele Fragen zu Beginn aufgeworfen, die bis zum Ende keine Lösung fanden. Es wirkt, als hätte die Autorin ab der Hälfte des Romans keine Lust mehr gehabt oder gar vergessen, welche Hinweise sie vorher gestreut hat. Gegen Ende sind mir die Situationsbeschreibungen auch zu ausufernd gewesen und nicht zielführend, weswegen ich den letzten Abschnitt nur noch quergelesen habe, ich wollte einfach nur wissen, was der Grund allen Übels ist. Ich war von der Hinhaltetaktik am Ende nur noch genervt.

Die beiden Hauptcharaktere Nina und Emma waren mir beide nicht sympathisch. Emma ist für meinen Teil einfach viel zu naiv, vielleicht wünscht sie sich einfach zu verzweifelt eine Freundin und betrachtet Nina daher durch die rosarote Brille, aber dennoch kann ich ihr Verhalten nicht gänzlich nachvollziehen. Nina verhält sich einfach psychopatenmäßig, oft grausam erscheint und manchmal wie das Verhalten eines trotzigen Kleinkindes wirkt.
Das, was mich an dem Roman „gepackt“ hat, sofern man dies sagen kann, ist die Tatsache, dass Nina als Werkzeug Emmas kleine Kinder benutzt. Diesen Aspekt hatte ich so nicht erwartet, sonst hätte ich gleich die Finger von dem Roman gelassen. Da Nina auch Mutter ist, hätte ich dieses Verhalten erst recht nicht erwartet und hat mir ein paar schlaflose Nächte bereitet. Ansonsten hat mich der Roman nicht dauerhaft fesseln können und meine Erwartungen wurden leider nicht erfüllt. Schade, man hätte mehr draus machen können, aber die Ansätze waren vielversprechend.

Fazit:
Ein Roman mit psychopathischen Elementen, der spannungstechnisch nicht überzeugen konnte - Viel Lärm um Nichts, leider.