Rezension

✎ Harriet Lane - Denn nichts bleibt vergessen

Denn nichts bleibt vergessen
von Harriet Lane

Ich hatte mich sehr auf das Buch gefreut, denn als ich es damals in den Vorschauen entdeckte, war ich direkt gefangen.
Leider muss ich jetzt sagen, dass es mich eher enttäuscht hat. (sage ich jetzt, am Anfang der Rezension - mal schauen, wie es am Ende aussieht) Ok, gestern Abend war ich wirklich baff und habe mich sehr über das Buch geärgert, weil ich das Ende einfach nicht fassen konnte - ich fühlte mich ein bisschen veräppelt von der Schriftstellerin. Heute sehe ich manche Sachen etwas detaillierter und bin auch zu dem Schluss gekommen, dass es schon schwierig war, die Geschichte zu lesen, aber sie ist auch raffiniert gemacht.
Anfangs hatte mich die Story in ihrem Bann, weil man hier natürlich viel erfährt und das immer aus 2 Perspektiven: die von Emma und die von Nina. Leider ist dies auch der allergrößte Kritikpunkt, den ich habe, denn dadurch hat die Autorin sooo dermaßen viele - und vor allem unnötige / uninteressante - Wiederholungen eingebaut, dass ich manchmal regelrecht genervt war. Natürlich kommen dadurch auch Details ans Licht, die man vorher noch nicht kannte, aber vielleicht hätte man das wirklich dann auch auf diese Details beschränken sollen, denn diese waren wirklich brisant.
Ansonsten fand ich die Grundidee sehr gut, auch wenn manchmal nicht nachvollziehen konnte, dass Handlungen nicht hinterfragt, dass sie einfach so hingenommen wurden.
Die Figuren sind in meinen Augen gut dargestellt und die Stimmung hat sich auch immer mit den Figuren verändert, sich angepasst: Emma, die alle Hände voll mit ihrem Mutterdasein zu tun hat und mit der man schon manchmal mitleidet, weil ihr Leben so unorganisiert daherkommt. Nina, bei der man sehr schnell ein beklemmendes Gefühl und auch Angst bekommt, weil sie ein so falsches und psychotisches Spiel spielt.
Die anderen Figuren - also hauptsächlich die Männer - haben mir dagegen eher missfallen, da sie meiner Meinung nach beide einfach die Augen schließen und nicht wirklich an ihren Frauen / Familien interessiert sind. Auch sie hinterfragen sehr wenig bzw nichts.
Mit dem Ende wurde ich, wie anfangs bereits erwähnt, regelrecht vor den Kopf gestoßen. Man erfährt zwar Ninas Motiv, aber dieses ist für mich so banal, dass ich darauf gar nicht klar komme. Auch mit dem offenen Ende konnte ich gestern Abend nichts anfangen - heute empfinde ich es als sehr gut gelungen, denn man bleibt in der Geschichte geradezu gefangen.
Durch ihre Idee und ihren Schreibstil konnte mich Harriet Lane schon überzeugen, aber leider ist die Umsetzung anhand der Massenwiederholung eher nicht so gelungen. Ich glaube aber, dass, wenn man diese weglässt oder das Querlesen an diesen Stellen beherrscht, man hier einen super Psychothriller - in meinen Augen ist dies kein Roman - vorliegen hat.