Rezension

Guter Gesellschaftsroman

A Man in Full - Tom Wolfe

A Man in Full
von Tom Wolfe

Bewertet mit 4 Sternen

Charles Croker ist im Atlanta der 90er ein gemachter Mann, aus der ehemaligen Footballlegende ist ein erfolgreiches Mitglied der High Society geworden. Zahlreiche Firmen nennt er sein eigen, die „alte“ Ehefrau hat er gerade gegen ein jüngeres Modell eingetauscht, auf seiner eigenen Plantage im echten Südstaatenstil kann der Tycoon hervorragend entspannen. Doch die Blase platzt, der Konkurs steht bevor. Auch Conrad Hensley steht vor dem Nichts als er aus seinem harten, schlechtbezahlten Job gekündigt wird. Als ungelernter Arbeiter stehen seine Chancen denkbar schlecht. Ebenso wie die des Afroamerikaners Fareek Fanon, der in Verdacht gerät eine junge Frau vergewaltigt zu haben; eine weiße Frau.

Tom Wolfe hat einen sehr gut konstruierten Gesellschaftsroman geschrieben, der mich nach anfänglichen Startschwierigkeiten wirklich gepackt hat. Er wirft einen Blick auf die verschiedenen Gesellschaftsschichten, lässt seine authentischen Charaktere allerlei Alltägliches, aber eben doch Faszinierendes erleben. Nachdenklich machen seine Ausführungen auf jeden Fall, Themen wie soziale Ungerechtigkeit und Rassismus finden ebenso ihren Platz wie ein ironischer Blick auf die bessere Gesellschaft und ihre Mitglieder. Der Roman hat schon einige Jahre auf dem Buchrücken, ist aber in vielerlei Hinsicht sehr aktuell. Für mich war er der erste von Wolfe, mir hat sein Erzählstil prompt sehr gut zugesagt. Der Perspektivwechsel zwischen den Figuren ist sehr gelungen, Ausflüge in den Südstaaten- oder Straßenslang inklusive. Die Handlung und ihre Zusammenführung sind sehr rund, kleine Logiklücken relativ schnell verziehen. Insgesamt ein gelungener Ausflug nach Atlanta, der Lust auf mehr von Wolfe gemacht hat.