Rezension

Guter Porno mit aufgezwungener Handlung.

Dark Room - Sophie Andresky

Dark Room
von Sophie Andresky

Bewertet mit 3 Sternen

Da “Vögelfrei” und “Fuck your Friends” schon seit Ewigkeiten auf meiner Wunschliste stehen, war ich begeistert als mir eine Freundin “Dark Room” als Leihgabe anbot. Nach der Dornröschen-Trilogie ist man im Erotik-Genre zwar einiges gewohnt, aber dennoch bleibe ich jetzt nach “Dark Room” ziemlich … naja… verstört? zurück. Das lag jetzt nicht an den sehr freizügigen Darstellungen der Swinger-Partys. Nein, im Gegenteil. Die haben mir gefallen und das ist doch auch genau das was man erwartet (oder erwarten sollte) wenn man sich ein solches Buch nimmt. Doch darüber hinaus…?

Die – immerhin – existierende Rahmenhandlung ist so übertrieben und stellenweise absurd, dass ich jetzt gar nicht weiß wie ich das spoilerfrei verdeutlichen soll. Es passiert einfach viel zu viel. Da werden zu viele Fässer geöffnet und zusammengekippt. Zwar werden die vielen Teile alle in sich logisch miteinander verknüpft, aber was übrig bleibt ist ein großes “Zu viel”. Letztendlich konnte mich die Täterauflösung wirklich überraschen, aber das lag in meinen Augen schlicht daran, dass es einfach völlig absurde Zusammenhänge waren die dort hergestellt worden sind. Hätte man sich jetzt auf die “Jäger” als Täter konzentriert und wäre es damit gegessen, dann hätte das jetzt zwar nicht der Thriller des Jahrhunderts werden können, aber es wäre vermutlich ein solides Buch geworden. So ist einfach zu viel Drama drin und wirkt schnell überladen. Und ich sage es noch mal: absurd. Dabei bin ich mir durchaus bewusst, dass es wirklich kranke Menschen auf der Welt gibt und dass es auch jeden Teil dieser Geschichte sicher so geben kann. Aber so geballt wirkt es einfach unglaubwürdig.

Auch geht mir die eingearbeitete – wirklich rührselige – Liebesgeschichte etwas zu schnell. Das ging so schnell, dass ich wirklich überlegt habe, ob ich Seiten übersprungen habe. Hatte ich nicht, es gab einfach keine Erklärung.

Generell bleibt vieles oberflächlich. Was ich schade finde, weil es halt auch irgendwie das Klischee bedient: “Menschen die auf Swingerpartys gehen sind oberflächliche, oder gestörte Menschen, die zu einer normalen Beziehung nicht fähig sind.” Und in diesem Buch sogar: “Menschen die auf Swingerpartys gehen sind möglicherweise kaltblütige Mörder.” Warum die Charaktere so sind wie sie sind wird allenfalls angerissen. Deswegen ist es auch nicht wirklich möglich eine Verbindung zu den Charakteren aufzubauen.

Die Autorin hätte vielleicht bei dem bleiben sollen was sie kann: Sex beschreiben und darstellen. Denn das macht sie meiner Meinung nach wirklich gut. Wenn sie sich dann noch auf eine handvoll Charaktere beschränkt und die besser ausarbeitet, dann könnte das theoretisch gut werden. Denn ihre Art zu schreiben gefällt mir eigentlich.

Gerne würde ich dieses Buch jetzt mit ihren reinen Erotikromanen vergleichen, aber scheinbar sind die für meine Bibliothek auch zu versaut. ^^ Leider ist da kein rankommen. 

“Dark Room” hinterlässt für mich jedenfalls den faden Beigeschmack, dass man einem (guten!) Porno zwanghaft eine Handlung geben wollte und daran kläglich gescheitert ist.