Rezension

Gutes Buch in schlechter Ausgabe

Casper Hauser
von Jakob Wassermann

"Hier liegt Caspar Hauser / Rätsel seiner Zeit / unbekannt seine Herkunft / geheimnisvoll sein Tod".

So lautet die Grabinschrift des berühmten jungen Mannes, der 1828 in Nürnberg aufgefunden wurde, kaum fähig zu sprechen und hilflos gegenüber den Sitten der Gesellschaft. Schon zu seinen Lebzeiten entspannen sich heftige Diskussionen, ob er ein beiseite geschaffter Erbprinz oder ein raffinierter Betrüger sei. Jakob Wassermann hat diesen realen Stoff 1908 zu einem Roman ausgearbeitet, in dem er die damals bekannten Fakten verwendet, aber gleichzeitig eindeutig Stellung bezieht für den Einsamen.

Als Beispiel für viele psychologische Studien über Deprivation ist das Buch heute noch interessant. Von dieser Ausgabe möchte ich allerdings abraten, denn sie wimmelt vor Fehlern. Angeblich stellt sie eine Reproduktion des Originals dar. Aber wenn das tatsächlich so viele Rechtschreib- und Zeichensetzungsfehler enthalten haben mag - muss man sie übernehmen? Auch falsche Zeilenumbrüche stören, und am ärgerlichsten sind Wörter, die völlig jeden Sinn entbehren und Sätze, die mittendrin abbrechen. Ob das alles tatsächlich aus dem Originalmanuskript stammt, kann ich nicht überprüfen; in jedem Fall hätte ein sorgfältiges Redigieren dem Text gutgetan. So wird der Leser ständig aus dem Fluss gerissen und der Ärger vermindert die Lesefreude stark.