Rezension

Gutes Fanfiction Niveau, mehr aber nicht

Bewahrer des Chaos - Wladimir Wassiljew

Bewahrer des Chaos
von Wladimir Wassiljew

Bewertet mit 2 Sternen

Ich kann kaum glauben, dass Wassiljew Mitautor in Wächter des Tages war. Die Idee des Romans gefiel mir recht gut, doch sie ist dilettantisch umgesetzt.

 

Gerade am Anfang wird immer wieder betont, was Andere können und was für sie kein Problem ist. Man hat das Gefühl, Wassiljew muss jeden Fakt über die Wächter-Welt noch irgendwie rein quetschen. Nebencharaktere aus der Wächterreihe werden eingebaut ohne besonderen oder auch nur nachvollziehbaren Grund. Normalerweise kenne ich das von Fanfiction-Autoren, die beweisen wollen, wie gut sie das Original kennen. Das artet auch schon mal in der dreifachen Erklärung von Dingen aus, die jedem Lukianenko-Leser bekannt sind. Im Gegensatz zu Lukianenko, schiebt Wassiljew die Informationen nicht unauffällig in die Handlung, wenn sie benötigt wird. Er präsentiert sie kumuliert und – Achtung Redundanz! - mehrfach.

 

Die Charaktere bleiben extrem flach. Meist ist die Erzählung in der Berichtsform und gerade am Beginn des Romans tendiert sie zu Aufzählungen á la „A schaute sich natürlich direkt die Bar in der Wohnung an. B ging wie selbstverständlich zum mit Wodka gefülltem Kühlschrank. C war im Nebenraum und sah sich die Plattensammlung an. D legte erstmal auf dem Sofa die Beine hoch.“

 

Wenn mal aus der Perspektive der Protagonisten geschrieben wird, sind das meist nur kurze Bemerkungen. Meist treten sie Akteure nur als Teil einer Gruppe auf. Erst sehr spät bekommen die Figuren so ein wirkliches Profil. Wenn ein Charakter tatsächlich einigermaßen ausführlich beschrieben wird, führt die Erzählung ihre Züge ad absurdum. Beispielsweise wird häufiger betont, dass der Chef der ukrainischen Tagwache nicht viele Erklärungen macht – nur um ihn dann einen mehrseitigen Monolog von sich zu geben zu lassen, in welchem er Dinge erklärt, die für die Angesprochenen eigentlich völlig klar sind und ebenso für den wächteraffinen Leser.

 

Der Aufbau des Romans hat mich ebenfalls nicht überzeugt. Die einleitende Handlung ist deutlich zu ausschweifend. Dann geht plötzlich alles ganz schnell – übertrieben schnell. Teilweise gibt es Handlungssprünge, die man in keiner Weise nachvollziehen kann. Alles spielt sich – schätzungsweise – innerhalb von anderthalb Wochen ab. Zum Schluss wird die Handlung zwar spannend, leider dann aber erstaunlich schnell aufgelöst.

 

Fazit: Ein sehr enttäuschender Roman, der auf keinen Fall an einen echten Lukianenko heranreicht.