Rezension

Hanif überzeugt mit ernsthafter Leichtigkeit.

Rote Vögel - Mohammed Hanif

Rote Vögel
von Mohammed Hanif

Bewertet mit 5 Sternen

Irgendwo in der Wüste bei Kandahar, Afganistan, stürzt Major Ellie mit seinem Kampfjet ab. Er war mit dem Auftrag, das Flüchtlingskamp zu bombardieren, unterwegs und nun irrt er verdurstend durch die Wüste. Er trifft auf einen verletzten Hund und bevor er abwägen kann, ob er diesen für sein eigenes Überleben töten sollte, kommt der 15jährige Momo des Weges. Momo ist aus dem Camp und Mutt ist sein Hund und Ellie wahrscheinlich der Dieb seines Hundes. Ab diesem Punkt werden die Ereignisse aus der Sicht der drei erzählt.
Ellie kommt mit ins Lager, trifft dort aber nicht auf die erwartete Gastfreundschaft sondern auf die Entwicklungshelferin Lady Flowerbody. Diese ist dort, um Momos verschüttete muslimische Seele zu erkunden, weil er seinen älteren Bruder verloren hat. Momo spielt das Spiel auf der Psycho-Couch der Lady mit, erhofft sich aber insgeheim eine Mitstreiterin für seinen Plan, Bro Ali aus dem Militär-Hangar, in dem er verschwunden und nie wieder aufgetaucht ist, zu retten. Er glaubt auch, dass der amerikanische Major Ellie seine Eintrittskarte für den Hangar ist.
Und dann ist da noch Mutt, der Hund. Er teilt seine Welt in Gerüche auf und erklärt sie auf seine ganz eigene Weise. Vielleicht liegt es an seinem, von einem Stromschlag gegrillten Gehirn, dass er bald anfängt, rote Vögel am Himmel zu sehen.

Alle drei sind davon überzeugt, den anderen zu durchschauen, zu wissen, was sie bewegt und was sie als nächstes tun werden. Gleichzeitig sind sich alle sicher, dass ihre eigenen Geheimnisse gut verborgen und für niemanden ersichtlich sind. Jeder weiß das Recht auf seiner Seite und doch kulminiert schließlich alles im Hangar bei den "Geistern" und der Tod steht über allem, doch hauptsächlich über die eigenen Lebenslügen.

Mit leichtfüßigem Humor und einer Prise Mystik schafft der Autor eine menschliche Nähe zu einer uns fremden Welt, mit der wir nicht in Berührung kommen wollen. Und damit es nicht gar so schmerzt, fällt die Rolle des Vermittlers und Erklärers einem Hund zu. So kommt die Aufforderung, über die Absurdität des Krieges nachzudenken, auf leisen Sohlen und einer feuchten Schnauze daher.

Zwischen Hanifs Romanen liegen immer Jahre und meine Geduld wird dabei auf eine harte Probe gestellt, aber auch diesesmal wurde ich mit einem tiefgründigen Roman mit Nachdenkpotential für meine Wartezeit entschädigt. Ich bin ein Fan von Hanifs Büchern.

Kommentare

wandagreen kommentierte am 25. Oktober 2019 um 19:30

Tiefaufseufz, Miss Blaustrumpf. Das hat mich so gelangweilt. und dann der Hund!!!

Emswashed kommentierte am 25. Oktober 2019 um 19:36

O.k., ja, nix für Katzenfans.... ups, bin ja selber einer.... hmmmm. Ach Wanda, auf diesem Rettungsboot ist nur Platz für eine von uns... schupps! ;-))

wandagreen kommentierte am 25. Oktober 2019 um 19:52

Ich mache nächstes Jahr einen Blaustrumpf-Contest. Wohl auf lb. Weil man das hier nicht so gut kann. Da bewirbst du dich bitte. Es gibt Preise. /Ich mochte an dem Roman so rein gar nichts.