Rezension

Hat meine Erwartungen übertroffen

Uns gehört der Himmel. Die Flight Girls -

Uns gehört der Himmel. Die Flight Girls
von Noelle Salazar

Bewertet mit 5 Sternen

Die Geschichte überzeugt mit einer selbstbewussten, humorvollen Protagonistin und einem ganz eigenen Blick auf den zweiten Weltkrieg.

Eigentlich sollte ich inzwischen die Schnauze voll haben von Romanen über Pionierinnen, selbstständige, für ihre Rechte und Position in der Welt kämpfende Frauen des vergangenen Jahrhunderts – diese Geschichten überfluten seit einigen Jahren den Buchmarkt. Und genau ein solches ist auch „Uns gehört der Himmel“. Es erzählt die Geschichte von Audrey Coltrane, die gemeinsam mit einer Reihe anderer Frauen während des zweiten Weltkriegs zum ersten Mal Flugzeuge für das US-Militär fliegen durfte.

Doch erstaunlicherweise hatte ich die Schnauze nicht voll von diesem Buch. Natürlich ist es feministisch, zeigt die Ungleichberechtigung zwischen Mann und Frau und Alternativen zu dem traditionellen Frauenbild. Aber es ist dabei nicht aufdringlich wertend oder jammernd. Stattdessen zeigt es das Portrait einer Frau, die einschlossen für ihre Sache kämpft, dabei aber Frau bleibt, sich Respekt verdient, nicht anklagt und sich so ihren Platz unter den Männern verdient. Audrey ist humorvoll und modern. Ich habe sie schnell ins Herz geschlossen und mit ihr mitgefühlt und gelitten.

Mir gefällt sehr gut welchen Blickwinkel das Buch auf den Krieg zeigt. Als Frau, auch als Vorreiterin im Militär, ist Audrey die allermeiste Zeit nicht an der Front. Sie unterstützt die Soldaten in Amerika, während diese in Übersee kämpfen. So füllt das Buch keine Seiten mit actionreichen Kampfszenen, sondern beschäftigt sich viel mehr mit den Gefühlen und Gedanken derjenigen, die in der von Kämpfen praktisch unberührten und sicheren Heimat für ihre Männer beten und hoffen. Auch das ist Teil des Kriegs, wie diese Geschichte sehr deutlich macht.

Noch nahbarer wird diese Position der Zuhausegebliebenen im Krieg durch die Beziehung zwischen Audrey und James. Er ist in Europa im Zentrum der Zerstörung, des Tötens und Getötetwerdens, während Audrey nichts weiter für ihn tun kann, als motivierende Briefe schreiben und für ihn hoffen. Hier schildert die Geschichte das Verwirrspiel der Emotionen ausgelöst durch die Extremen des Kriegs und Audreys dem traditionellen Frauenbild widerstrebenden Lebensweg. Das alles gefällt mir sehr gut.

Und noch besser dadurch, dass das Buch sich wirklich sehr angenehm und schnell lesen lässt. Von zähen Strecken, wie sie bei historischen und zeitgenössischen Romanen keine Seltenheit sind, ist hier keine Spur zu finden. Damit konnte das Buch meine Erwartungen übertreffen. Und es hat gezeigt, dass obwohl der Buchmarkt von Frauengeschichten wie dieser, überschwemmt wir, ich noch lange nicht von allen davon die Schnauze voll habe.