Rezension

Hat mich nicht berührt

Eine Nacht mit dir -

Eine Nacht mit dir
von Laura Jane Williams

Bewertet mit 2 Sternen

Als Nic das erste Mal vor Rubys Haustür aufschlägt, um ihr ein Sofa abzukaufen, ist er sofort hin und weg. Auch Ruby spürt eine besondere Anziehung zu dem Mann, der ganz frisch umgezogen ist und nun seine erste Nacht in London verbringt. Das Problem ist nur, für Ruby ist es der letzte Abend in der Stadt, da ein Masterstudium in Manchester bevorsteht. Kennenlernen oder gar eine Beziehung steht für die beiden somit nicht zur Debatte, aber dennoch genießen sie diese eine Nacht zusammen. Doch wie der Zufall will, kreuzen sich immer wieder ihre Wege und die Frage kommt auf: Ist diese Anziehung ein Versuch wert?

Leider hatte ich von Beginn an Schwierigkeiten mit der Geschichte, da ich keine gute Bindung zu den Charakteren aufbauen konnte. Das hat sich zwar im Laufe der Handlung etwas gebessert, aber bis zum Schluss gab es da Dinge, die mir negativ aufgefallen sind. Auch von der Handlung her konnte mich das Buch nicht überzeugen, auch wenn ich anmerken muss, dass ich das Ende zumindest recht gelungen fand.

Es gab Aspekte, die mir gefallen haben. Ich mochte stets, dass man mit Nic einen männlichen Hauptcharakter hatte, der schüchtern war, Dinge gern zerdachte und offen mit seinen Gefühlen umging. Allgemein fand ich es schön, dass sowohl Nic als auch Ruby so offen zueinander waren und ihre Emotionen deutlich hervorbrachten. Auch das Rubys Masterstudium und ihre Leidenschaft für Film und Dokumentationen so im Fokus stand, war grundsätzlich eine gute Möglichkeit, um sie als Charakter zu fassen.

Insgesamt haben aber leider bei mir die negativen Punkte überwogen und ich konnte die Lektüre nicht so richtig genießen, wie erhofft. Was mich abgeschreckt hat, waren manche Gespräche zwischen Nic und Jackson bzw. zwischen Nic und seinem Bruder Ollie. Es fielen teilweise Aussagen, die mir etwas übel aufgestoßen sind, und es hatte teilweise so eine Dynamik von einem komischen Datingcoach und seinem Schüler. Auf der Seite von Ruby gab es den Handlungsstrang mit JP, einem älteren Herrn, der seine große Liebe zu Kriegszeiten noch einmal wiedersehen wollte. Diese Geschichte diente als Aufhänger für das erste Filmprojekt von Ruby und ihrem Kommilitonen und konnte mich leider so gar nicht begeistern, denn es kamen keine Gefühle bei mir an. Viele Szenen wirkten zu künstlich aufgebauscht, als dass ich die beschriebenen Empfindungen nachvollziehen konnte. JPs Aussagen über die Liebe und das Leben wurden von allen Seiten und besonders von Ruby so hochgelobt – für mich waren sie irgendwie nichtssagend. Die Stilisierung von JP als weisen alten Mann mit lebensverändernden Ratschlägen kam einfach nicht an. Leider ging auch der Witz des Buches bei mir verloren, da Szenen oft mehr cringe wirkten als lustig.

Insgesamt passiert in diesem Buch relativ viel – Beziehung zwischen Ruby und Nic, JPs Geschichte, Todesfall, Schwangerschaft und Unfall mit Krankenhausaufenthalt – was ich weder negativ noch positiv empfunden habe. Ich vermute, der Autorin ging es vor allem darum, hervorzuheben, dass sich das Leben manchmal unvorhersehbar entwickelt und der Zeitpunkt nicht immer perfekt ist. Den Gedanken habe ich aufgreifen können, aber die ganzen Gefühle, die dahinter steckten, zündeten bei mir nicht.

Den letzten Seiten konnte ich zumindest etwas mehr abgewinnen, da ich die Auflösung der Geschichte mit dem Zeitsprung usw. gelungen fand, da das glückliche Ende nach all den Handlungspunkten somit nicht überrumpelt und gezwungen daherkam. Den beiden Charakteren wurde hier Zeit eingeräumt, sich um sich selbst zu kümmern, bevor sie wieder zueinander fanden. Doch dieser letzte Eindruck veränderte leider nicht viel an meinem endgültigen Fazit.