Rezension

Hebamme mit Selbstbewusstsein

Fräulein Gold: Die Stunde der Frauen -

Fräulein Gold: Die Stunde der Frauen
von Anne Stern

Bewertet mit 4.5 Sternen

Hulda geht ihren Weg und begegnet verschiedenen Berliner Schichten im Jahr 1925. Atmosphärische Erweiterung der historischen Reihe.

Band 4 dieser Reihe rund um Protagonistin Hulda Gold, einer Hebamme, spielt im Jahr 1925 in Berlin. Nach wie vor geht sie total in ihrem Beruf auf. Inzwischen ist sie in führender Position in einer Frauenklinik tätig und kämpft um mehr Rechte für berufstätige Frauen, insbesondere aber um Eigenbestimmung. Immer wieder wird der bis heute gültige §218 thematisiert. Ihr Privatleben spielt dieses Mal eine größere Rolle und zeigt die Unterschiede der einzelnen Stände in einem atmosphärisch gut beschriebenen Berlin auf. Ein Kriminalfall darf natürlich auch nicht fehlen, auch wenn er dieses Mal eher zur Nebensache gerät.

In ihrer Reihe rund um die umtriebige Hebamme schafft Anna Stern es immer wieder, mehrere Aspekte gekonnt miteinander zu verbinden. Kommen dieses Mal die politischen Aktivitäten nur am Rande vor, gibt es ein authentisches Bild der Gesellschaft. Besonders gut haben mir die Wanderungen durch die Stadt gefallen, hilfreich für die Nachverfolgung der Wege ist hier die Karte auf der vorderen Umschlaginnenseite. Gerne habe ich Hulda und ihre Zeitgenossen begleitet. Sicher ist es zum Verständnis aller Umstände besser, die ersten Bände zu kennen, aber da es eine abgeschlossene Geschichte mit Hinweisen zu notwendigen Ereignissen der Vergangenheit ist, lässt sich das Buch auch ohne Vorkenntnisse genießen. Empfehlen möchte ich es allen Lesern historischer Romane und Berlin-Liebhabern, die sich über die 1920er Jahre in dieser Stadt unterhaltsam informieren möchten.