Rezension

Heck is back!

Schattenschläfer - Paul Finch

Schattenschläfer
von Paul Finch

Üblicherweise bin ich kein Freund von Thrillern, in denen die Taten eines Serienmörders im Zentrum der Handlung stehen, denn meist verzichten diese zugunsten blutiger Beschreibung der Morde auf die detaillierte Ausarbeitung des Plots, der Personen und der Handlungsorte. In der Mark „Heck“ Heckenburg-Serie des englischen Autors Paul Finch geht es auch blutig zu, aber Finch, ehemaliger Polizist, beschreibt nicht nur die Polizeiarbeit sehr realitätsnah, sondern hat auch ein Händchen, wenn es darum geht, eine stimmige Atmosphäre zu kreieren. Und genau deshalb mag ich die Reihe. Mittlerweile sind vier Heckenburg-Thriller erhältlich, der aktuelle Band trägt den Titel „Schattenschläfer“ (alle erschienen bei Piper).

Cumbria im Nordwesten Englands, der Novembernebel hängt zäh über diesem spärlich besiedelten Teil des Lake Districts, nach seiner Strafversetzung das neue Einsatzgebiet Mark Heckenburgs. Vor zehn Jahren trieb in dieser Gegend ein Mörder sein Unwesen, der Paaren auflauerte, die Männer gleich umbrachte, die Frauen aber zuerst folterte, ihnen dann die Augen ausstach, bevor er auch sie tötete. Für seine Verbrechen zur Rechenschaft gezogen wurde er jedoch nie. Gemma Piper, Hecks ehemalige Vorgesetzten bei Scotland Yard, konnte ihn zwar verhaften und ihm eine Schussverletzung zufügen, aber er konnte entkommen.

Jeder Polizist in England kennt diesen Fall, so natürlich auch Heck als ehemaliger Angehöriger der Serial Murder Crime Unit von Scotland Yard. Und so zieht er auch sogleich eine Verbindung zu diesem Fall, als ein junges Mädchen von einem Spaziergänger orientierungslos aufgefunden wird, der Körper übersät mit Schnittwunden. Bei ihrer Befragung stellt sich heraus, dass sie mit ihrer Freundin unterwegs war und die beiden von einem Mann verfolgt wurden, der „Strangers in the night“ pfiff. Heckenburg informiert Gemma, die sich sogleich auf den Weg gen Norden macht, um ihn bei seinen Ermittlungen zu unterstützen, die er mit Hilfe seiner Kollegin vor Ort, Constable Mary-Ellen O’Rourke, aufgenommen hat. Es ist ein Wettlauf gegen die Zeit, denn der Mörder spielt ein grausames Spiel mit seinen Verfolgern…

„Schattenschläfer“ ist ein Thriller, der neben der spannenden Handlung durch seine gut ausgearbeiteten Hauptfiguren und deren komplexen Beziehungen punktet. Und auch der Handlungsort und die Zeit könnte nicht besser gewählt sein. Diese im Winter fast menschenleere Gegend, den Elementen ausgesetzt und nach dem Schneesturm von der Außenwelt abgeschnitten, in der ein Mörder sein Unwesen treibt – sehr stimmungsvoll, aber auch bedrohlich für Leib und Leben.

Auch wenn man die Vorgängerbände nicht kennt, was allerdings sehr schade wäre, kann man getrost zu „Schattenschläfer“ greifen, da es eine in sich abgeschlossene Story ist und sich die Bezugnahme zu den früheren Fällen sehr im Rahmen hält. Und die Ecken und Kanten des Protagonisten sind auch für Nichteingeweihte recht schnell ersichtlich. Ich mag diesen eigenwilligen Polizisten und freue mich schon auf Band 5 mit dem Titel „Totenspieler“, der im August erscheinen wird.