Rezension

Herausragend

Das verschlossene Zimmer -

Das verschlossene Zimmer
von Rachel Givney

Bewertet mit 5 Sternen

Marie steht an der Schwelle zum Erwachsenwerden und nach Jahren der Ungewissheit und unbeantworteter Fragen möchte sie nun endlich wissen, wer ihre Mutter ist und warum ihr Vater so ein großes Geheimnis um sie macht. Den Anfang macht sie mit dem Einbruch in das Arbeitszimmer ihres Vaters, unter dessen Fußbodendielen sie in einem Kästchen einen blonden Zopf findet - der Geruch bringt ihr unverkennbar die Bilder ihrer geliebten Mutter zurück und lässt ihre Sehnsucht um so größer werden.

Doch sie steht nicht nur an der Schwelle zum Erwachsenwerden, sondern auch vor einem unbeschreiblichen geschichtlichen Einschnitt, dessen Vorwehen sie längst zu spüren bekommt durch den Antisemitismus in ihrer Umgebung. Selbst vor der Klinik macht er nicht Halt, in der ihr Vater ein geschätzter Arzt ist. Um so mehr steigern diese Beobachtungen in ihr den Wunsch, selbst Medizin zu studieren.

Marie und ihr Vater Dominik sind zwei sehr starke Figuren, die aus dieser Geschichte ein großartiges, unvergessliches Buch machen - Maries Neugier und Träume und ihre unerschöpfliche Energie, diese auch wahr werden zu lassen; Dominiks unermüdliches Bemühen, jedes Leben in der Klinik zu retten, dabei auch Pionierarbeit zu leisten, selbst unter der Gefahr, die Anstellung zu verlieren, aber auch sein mühevolles Streben, seine Tochter vor einer Frauen feindlichen Gesellschaft zu schützen. Dies alles erzählt die Autorin flüssig, glaubwürdig und vor einem tiefgründig recherchierten geschichtlichen Hintergrund.

Manchmal mögen sich beim Lesen scheinbar unnötige Szenen ergeben, aber sie alle ergeben ein kraftvolles Gesamtbild, weshalb man nichts auslassen und unbedingt bis zum Ende durchhalten sollte, um letztendlich diese herausragende Story verstehen zu können. Das Cover passt mit seinem geheimnisvollen Stil ausgezeichnet zum Buch.

Negativ aufgefallen ist mir nur, dass manches noch einer besseren Korrektur bedarf. So ist z.B. an einer Stelle nicht von Helena, sondern plötzlich von Hannah die Rede. In einem Buch wie diesem lenken dann solche Schnitzer nur unnötig ab.