Rezension

Herr Jonathan oder wie das Leben dir spielt

Herr Jonathan ... - Rosemarie Schmitt

Herr Jonathan ...
von Rosemarie Schmitt

Bewertet mit 3 Sternen

In diesem Debüt von Rosemarie Schmitt lernen wir Jonathan Engel kennen, einen sehr außergewöhnlichen Protagonisten, um nicht zu sagen eigenwilligen und komischen Kauz.
Mit 69 Jahren fällt er nach dem tragischen Tod seiner über alles geliebten Frau Irma in ein Loch voll Einsamkeit und Rachegedanken an den "Mörder" seiner Frau.
Um die Leere in sich zu füllen,beginnt er auf Entdeckungstour zu gehen und das vor allem in fremden Schubladen.
Dabei fallen ihm einige Dinge in die Hände, die ihn aufwühlen, entrüsten, schockieren und vor allem zum Nachdenken bringen über die eigene Person, seine Befindlichkeiten, aber auch über viele wichtigen Themen des Lebens.
Als ein Beispiel fällt mir da die heimlich gelesene Sms seines Chefs und der "zufällig gefundene" HIV Test desselben.
Die Zusammenhänge, die Herr Jonathan daraus schließt sind befremdlich, aber doch nachvollziehbar.
So hat doch vielleicht jeder von uns schon vorschnell geurteilt und sich letztenendes für die eigene Intoleranz und Dummheit geschämt.
Als er eines Tages Briefe an seine verstorbene Frau findet und nicht mit deren Inhalt rechnet, gerät er in einen Strudel von Wut ,Verzweifelung und Trauer.
Er kämpft mit sich, seinen Ansichten und seiner Umwelt.

Mir hat das Buch wirklich gut gefallen, schon das Cover besticht für mich durch seine Schlichtheit
Das Schriftbild ist durch die relativ großen Zeilenabstände eine Wohltat für die Augen.
Die Geschichte um Jonathan Engel läßt sich flüssig lesen und ist vor allem durch die Schreibweise etwas besonderes.
Die Autorin spielt mit ihren Worten und Sätzen und baut damit eine Atmosphäre auf, in der man gut in diese schon etwas komische Geschichte reinfindet.
Ich fühlte mich durch Gedankengänge von Herrn Jonathan oft ertappt in meinen Vorurteilen oder meiner vielleicht engstirnigen Sicht mancher Dinge.
Das Buch hat viele Fragen des Lebens aufgegriffen und lies mich an manchen Stellen auch etwas entrüstet zurück.
Die Form in der das Buch zu Ende geht, hatte ich bis dahin noch nicht gelesen und ist sicherlich Geschmackssache, aber ich finde es gut gelöst.
Nur inhaltlich hat es meiner Meinung nach nicht zu diesem, in seinen Grundtönen doch kritischen Buch gepasst.