Rezension

herrlich skurril, typisch englisch, witzige Protagonisten

Der achtsame Mr. Caine und die Tote im Tank - Laurence Anholt

Der achtsame Mr. Caine und die Tote im Tank
von Laurence Anholt

Bewertet mit 5 Sternen

Herrlich amüsiert habe ich mich beim Kriminalroman von Laurence Anholt "Der achtsame Mr. Caine". Dass die Engländer skurrile Menschen, Gebräuche, Sitten und Vorstellungen haben ist bekannt. Ein dem Buddhismus zugewandter Ermittler ist aber auch für mich neu. Dieses Buch ist der Auftakt einer Serie, auf dessen weitere Veröffentlichungen ich schon gespannt bin.

Im Mittelpunkt stehen Shantala Joyce, frisch geschiedene und alleinerziehende Mutter von Paul, ihres Zeichens Detektive Inspektor, sowie Vincent Caine, ebenfalls DI. Bei der Erziehung von Paul hilft Shantis Mutter und im weiteren Verlauf der Geschichte auch ihr Partner Vincent. Die Scheidungsgeschichte wird nur kurz angerissen, man kann annehmen, dass sie auch in den folgenden Fällen im Hintergrund immer eine Rolle spielen wird. Bei Vincent ist es seine Vergangenheit, die mit seinem Vater zu tun hat. Aufgrund dessen ist er viel auf Reisen gewesen, um sich selbst zu finden. Seinen Weg zum Buddhismus wird ebenfalls nicht ausführlich beschrieben, sondern eher das, was es aus ihm gemacht hat. Einen sehr speziellen emphatischen Ermittler, für den Ruhe, Besonnenheit und Nachdenken absolute Priorität hat. Gespräche mit ihm gestalten sich schon einmal schwierig, da er lange überlegt, was in der entsprechenden Situation das Richtige sein könnte. Zwischen beiden Ermittlern entwickelt sich ein guter Draht zueinander, mal sehen, was noch so passiert.

Und nun zu weiteren Skurrilitäten: Der Fall! Eine Künstlerin, Kristal Havfruen, wird als ihr eigenes Kunstwerk tot in einer Glasvitrine aufgefunden. Und zwar von ihrem Mann, ihrem Manager, Gästen sowie ihrem Sohn bei der Eröffnung ihrer eigenen Vernissage. Aber das ist noch lange nicht alles. Die Entstehung, der Akt der Zeugung ihres Sohnes: ein Kunstprojekt. Die Geburt: ebenfalls. Und jetzt kommt es: der Sohn selbst gilt für Kristal als Vermächtnis ihres Schöpfungsaktes, er ist "A Boy Named Art". Sein gesamtes Leben, alles was sein Sein ausmacht: ist Kunst. Also auch seine Kinder, sein eigener Tod und so weiter. Die Gefühlslage muss man sich da mal vorstellen.

Als Shanti den am Anfang der Story im Krankenstand wähnenden Vincent zu ihrem Team dazu holt, ist die Aufgabenverteilung schnell klar. Vincent kennt sich Gott sei Dank mit Kunst aus, sodass er die Gesprächsführung bei Verhören gut übernehmen kann. Denn alle Verdächtigen gehören irgendwie zum Kreis der Kunst schöpfenden. Der Ehemann von Kristal, Callum Oak, ihr Manager, Saul Spencer, der Sohn, ein Helfer, die ehemalige und nun hochbetagte, Cannabis konsumierende und schwer erkrankte Kunstlehrerin von Callum. Im Atelier finden die Ermittler Kristal in allen erdenklichen Posen und Größen, immer in einem kurzen weißen Spitzenkleid und roten Dr.-Martens-Stiefeln. Selbst im Garten finden sich Exponate von ihr.

Doch wer und wann soll die Künstlerin ermordet haben? Gründe haben alle Verdächtigen. Der Spannungsbogen lässt nicht nach, verstärkt sich manchmal und bringt noch viele überraschende Persönlichkeiten zur Geltung. Die versteckten Hinweise auf alte Kinofilme lassen einen schmunzeln und die Frage, was eigentlich wirklich Kunst ist, lässt einen nicht los.

Sehr gut gelungen ist der Klappentext, das möchte ich nicht vergessen zu erwähnen.