Rezension

Highlight 2016!

180 Grad Meer
von Sarah Kuttner

Bewertet mit 5 Sternen

"Ich möchte keinen Frieden machen. Nicht mit Monica, nicht mit Michael, nicht mit mir. Ich brauche diese Wut. Sie hält mich am Leben, ohne sie wäre alles umsonst gewesen."

Meine Meinung:
Ich trau mich gar nicht eine Empfehlung zu schreiben, egal was jetzt kommt, es ist bei weitem nicht eloquent genug um das Buch angemessen anzupreisen.
Nach der Klappentextlektüre hatte ich zugegebenermaßen keinen Drang ein das neueste Werk Kuttners zu lesen, obwohl ich die Vorgänger ebenfalls mochte. Erst der Aufschrei der Begeisterung in der Buchbloggercommunity ließ meinen Blick immer öfter Richtung 180Grad Meer lenken. Nach dem gefühlten 1000sten "Das Buch ist so toll" hab ich es mir dann spontan gekrallt und ja, in ungefähr 6 Stunden inhaliert.
Jule wird als Antiheld dem Leser nicht gerade leicht serviert und dennoch fand ich keinerlei Probleme die Figur zu mögen, zu keinem Zeitpunkt war ich von ihr genervt, erstaunlich, bin ich das doch recht schnell. Das richtige Buch zur richtigen Zeit, würd ich meinen.

"Ich weiß, dass Tim leidet. Unter mir und der Situation, aber ich kann auch sehen, wie reizvoll die ganzen losen Enden meiner Persönlichkeit für Tim sind. Er möchte sie zusammenführen, Sinn ergeben. Ich möchte das gern nicht."

Handlung gibt es nicht allzu viel und ist auch nicht der Punkt dieser Selbstanalyse und -findung einer kaputten Frau. Wer damit, und mit ausgiebigen Metaphern des sich im Kreis drehenden Themas Probleme hat, wird wohl keine Freude mit dem Buch haben. Mir hat es zurzeit zugesagt und ich empfand Kuttner als unaufdringlich in ihrem Bestreben dem Leser Verständnis für Jule abzuverlangen. Für mich ging es im ein Gefühl, einen Zustand, und ich fand die Autorin hat durchaus Talent im Aufbau derer. Schöne melancholische Unterhaltung im Grauton, vor der Kulisse Südenglands.

"Wie geht's dir?"
Ich überlege und stelle fest "Ich weiß es nicht"
[...] "Du musst doch wissen, wie es dir geht?"
"Muss ich?"
"Jule..."
"O.k. Ich bin erschöpft. Ich fühle mich diffus traurig und überfordert. Als würde ich von imaginären Massen bedrängt und gleichzeitig fühle ich mich merkwürdig zurückgelassen. Ich habe außerdem ein permanentes Bedürfnis nach Meer."
Jacob lacht und sagt: "Na, das ist doch eine ganze Menge." "Ich könnte mit weniger Menge leben."